King Richard (c) 2022 Telepool(2)

King Richard

6
Drama

Wie schon in seiner ebenfalls tatsachenbasierten zweiten Regiearbeit konstruiert Reinaldo Marcus Green die starzentrierte Story seines dritten Spielfilms King Richard nicht um die Kernfiguren der realen Ereignisse, sondern deren Vater. Doch wo der unerträglich heuchlerische Joe Bell auf dramaturgischer Ebene versagte, gewinnt das Doppel von humorvoller Hommage und sozialverklärtem Sportdrama. Dafür kopiert Zach Baylins Drehbuch die Strategie des Titelhelden Richard Williams (Will Smith): strikt nach Plan vorgehen, sich an prominenten Vorbildern orientieren und überbordendes Selbstvertrauen zeigen. Diese Mustergültigkeit steigert die durch die Prominenz der Williams Schwestern bedingte Vorhersehbarkeit der Erfolgsgeschichte, deren blinder Fleck bezeichnenderweise Venus (Saniyya Sidney) und Serena (Demi Singleton) sind.

 

Die Handlung kreist statt um beider Engagement und sportliche Expertise um den Mythos des sozialen Aufstiegs aller materiellen und strukturellen Hindernisse. Teil dieser ebenso kitschigen wie konservativen Vision ist die Darstellung des afroamerikanischen, ärmlichen Umfelds der Mädchen als größere Bedrohung ihrer Selbstverwirklichung als der nur latent angedeutete Rassismus und Klassismus der elitären Profitennis-Welt.

Noch geschickter kaschiert die idealistische Inszenierung das chauvinistische Klischee, weibliche Exzellenz entspringe zwangsläufig männlicher Konditionierung. Richards despotische Facetten relativiert Smiths familienfreundliches Image. Egoistische Motive Richards werden von vornherein ausgeschlossen. Die kleinen Konflikte überstrahlt die bedingungslose Liebe der Vorbild-Familie dieses gleichsam mitreißenden und meisterhaft manipulativen modernen Märchens.

Regie: Reinaldo Marcus Green, Drehbuch: Zach Baylin, Darsteller: Will Smith, Aunjanue Ellis, Jon Bernthal, Saniyya Sidney, Demi Singleton, Tony Goldwyn, Mikayla Lashae Bartholomew, Filmlänge: 144 Minuten, Kinostart: 25.02.2022

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