Outpost-Der Posten (c) 2021 Dmitry Glukhovsky, Heyne Verlag(2)

Outpost – Der Posten

Outpost – Der Posten von Dmitry Glukhovsky ist eine überraschend antiklimatische und ruhige Postapokalypse. Es geht vorwiegend um das alltägliche Überleben, als um große Katastrophen.

Russland in einer unbestimmten Zukunft. Das Land ist nach einem Krieg zu großen Teilen verwüstet. Viele Regionen sind unbewohnbar. Jaroslawl ist ein Außenposten, der die Grenze des Landes schützen soll. Der jugendliche Jegor möchte eigentlich Musiker werden, muss aber in diesem kargen Außenposten sein Dasein fristen. Die schöne und beliebte Michelle will einfach nur wieder nach Moskau zurück. Polkan, Jegors Stiefvater, leitet den Posten und hat mit allerlei Problemen zu kämpfen. Tamara, Jegors Mutter, hat Visionen von einer herannahenden (neuen) Katastrophe. Alle Bewohner des Postens sind im ungewissen, was sich jenseits der Eisenbahnbrücke, auf der anderen Seite des Flusses befindet. Seit dem Ende des Krieges ist nichts mehr geschehen. Bis eines Tages jemand über die Brücke kommt.

Rostige Autos stehen wie leere Fischkonserven im ewigen Stau; Steppenläufer und knorrige Astgebilde, die vor dem Krieg mal Bäume waren und jetzt wie irre wuchern, weil sich niemand mehr um sie kümmert.

Dmitry Glukhovsky hat mit seiner Metro-Reihe gezeigt, dass er ein Meister der atmosphärischen, spannenden Postapokalypse ist. Outpost ist sein neuestes Werk und scheint ebenfalls der Auftakt zu einer längeren Reihe zu sein. Im Gegensatz zu Metro, wo er sich stets auf einen Protagonisten konzentriert hat, ist Outpost eine Ensemble-Geschichte. Hier gibt es eine ganze Reihe Figuren, die alle eine mehr oder weniger wichtige Rolle spielen. Auch ist der neue Roman weniger auf Action und Horror fokussiert, sondern schildert über weite Teile einfach den Alltag der Figuren. Ihre stärksten Wünsche und Begierden, ihre täglichen Probleme, oftmals komplett banales, aber im Angesicht der allgegenwärtigen Zerstörung bekommen die Figuren und ihr Innenleben eine andere Dimension.

Wieder zeigt Glukhovsky, dass er gekonnt eine Atmosphäre und zukünftige Welt aufbauen kann. Sein Stil ist rasant und unterhaltsam. Die Figuren vielschichtig und komplex, wenn auch nicht immer sympathisch. Leider hat er bei diesen Vorzügen aber ein bisschen auf die Handlung vergessen. Outpost hat seine Längen und Durchhänger, irgendwie passiert sehr wenig. Das funktioniert zeitweise, langweilt aber an anderen Stellen auch. Outpost – Der Posten ist dennoch ein überaus lesenswerter und über weite Strecken unterhaltsamer Roman, gerade weil er so ruhig und nahezu banal ist – und noch dazu gekonnt geschrieben. Wer sagt denn auch, dass jede Postapokalypse wie Mad Max sein muss?

Outpost – Der Posten von Dmitry Glukhovsky, 416 Seiten, erschienen im Heyne Verlag.

Outpost - Der Posten