Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (c) 2021 Warner Bros. Pictures Germany(8)

Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

4
Drama

Gleich des opportunistischen Titelcharakters ist Detlev Bucks Leinwandversion der gleichnamigen Satire Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull nur eine Imitation des angestrebten Status. Doch im Gegensatz zum Protagonisten Thomas Manns unvollendeter Vorlage ist der von Jannis Niewöhner mit verschmitztem Jungenlächeln paradierte Felix Krull nicht ein manipulativer Aufsteiger sondern lediglich ein vom Zufall beglückter Pragmatiker. Mindestens ebenso sehr wie sein eigenes Schicksal beschäftigt den Abkömmling überverhältnismäßig lebender Kleinunternehmer das seiner freiwilligen oder unfreiwilligen Komplizen. Besonders gilt das für die ebenbürtig ambitionierte Zaza (Liv Lisa Fries), in der Bucks Co-Drehbuchschreiber Daniel Kehlmann gleich drei Romanfiguren bündelt. Entsprechend abstrus verkompliziert sich die zentrale Ménage-à-trois der zur Kostümkomödie reduzierten Story.

 

Letzte präsentiert sich in poröser Theaterkulisse als Gesellschaftskritik, ermangelt aber die dazu erforderliche Komplexität und Konsequenz. Die Heuchelei einer Elite, die schönen Schein selbst dann hofiert, wenn sie ihn durchschaut, erfasst die plumpe Inszenierung genauso wenig wie die Schrecken der Armut. Zweite etabliert Buck mit typischer Holzhammer-Sensibilität als Motivation. Beraubt seiner psychopathischen Züge und kriminellen Impulse ist Krull nur noch Mr. Ripley-Abklatsch für Spießer – Antithese des Romanvorbilds, das nicht soziale Chancengleichheit anstrebt, sondern persönliche Privilegien. Nicht obwohl, sondern weil sein internalisierter Klassismus die fragmentierte Gegenwartsgesellschaft reflektiert, tilgt die pseudoliterarische Farce jede Aktualität zugunsten romantischen Heldenopfers und bürgerlichen Moraltriumphs.

Regie: Detlev Buck, Drehbuch: Detlev Buck, Daniel Kehlmann, basierend auf dem Roman von Thomas Mann, Darsteller: Jannis Niewöhner, David Kross, Liv Lisa Fries, Désirée Nosbusch, Martin Wuttke, Nicholas Ofczarek, Filmlänge: 114 Minuten, Kinostart: 02.09.2021

Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull