Guns-Akimbo-(c)-2020-Constantin-Film-Verleih-GmbH(7)

Guns Akimbo

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Actionkomödie

Guns Akimbo ist ein kunterbuntes Actionspektakel, das sich nicht ernst nimmt und sich dann doch zu ernst nimmt.

Miles Lee Harris (Daniel Radcliffe) ist ein Nerd wie er im konservativen Buche steht. Die Wohnung voll mit Videospielen, Comicfiguren und Süßigkeiten, lebt der Games-Programmierer ein trauriges Leben. Nur online, geschützt durch Anonymität, traut er sich anderen Leuten seine Meinung zu sagen, rüden Schimpfwörtern inbegriffen. Stellt sich heraus, dass das mit der Anonymität doch nicht ganz so sicher ist. Seit einiger Zeit veranstaltet die Verbrecherorganisation Skizm einen live-stream Fightclub, in dem sich Psychopathen und Verbrecher gegenseitig umbringen. Leider „trollt“ Miles eines einsamen Abends die Zuseher des Streams zu hart, woraufhin Anführer Riktor (Ned Dennehy) mitsamt seinen Schlägern vor Miles‘ Tür steht. Am nächsten Tag kommt dieser mit Pistolenhänden zu sich. Jeder einzelne Finger wurde an die Waffen gebohrt und obendrein tritt der Beta-Male gegen Nix (Samara Weaving), die amtierende Meisterin des Mörderturniers, an. Von da an beginnt eine blutige Verfolgungsjagd, die keine Klischees auslässt.

 

Fuck. Ach, wie schön ist dieses Wort. Kann man es doch als Nomen, Adjektiv, Verb, Adverb und quasi in jeder beliebigen Stelle des gesprochen und geschrieben Satzes einbauen. Zum Beispiel: „Diese fucking Kinder von fucking heute werden es fucking lieben, wenn wir in jede fucking Zeile das Wort ‚Fuck‘ einbauen.“ Man kann es halt auch übertreiben. Generell lässt sich so Guns Akimbo sehr gut beschreiben. Übertrieben und wenig originell. Wer den Erfolg von Deadpool nicht versteht, wird vielleicht glauben, dass viel Schimpfen gleich viel Humor bedeutet. So leicht ist es aber nicht.

Gleich verhält es sich mit den sozialkritischen Beobachtungen. Einerseits wird mit den Stereotypen gespielt wie sich zum Beispiel Gamer verhalten, andererseits wird das so platt und dumm dargestellt, dass man bei dem fünften Masturbations-Witz die Augen verdrehen muss. Oder wenn die Gesellschaft als abgestumpft und gewaltverherrlichend beschrieben wird, der Film sich aber durchgehend an Blut und Gore ergötzt, nur um dann am Ende kaum merkliche Kritik zu üben. Wenn man sich bei Crank in einem wirren Rausch aus Gewalt befindet und das sehr leicht von jeglichem Bezug zur Realität trennen kann, versucht Regisseur Jason Lei Howden hier doch noch den Zeigefinger zu heben und die Moralkeule zu schwingen. Fucking nervig ist das.

Wer das ausblenden kann wird allerdings mit aufwendigen und schön anzusehenden Actionsequenzen überhäuft. Auch die eine oder andere Spielerei mit Animationen, die ebenfalls Videospiele referenzieren, lassen Kenner schmunzeln. Generell verliert Guns Akimbo wenig Zeit und hat über seine 95 Minuten kaum Längen. Der Gewalt- und Splatter-Grad werden durchgehend hochgehalten, weshalb auch das Finale noch zu unterhalten weiß. Daniel Radcliffe macht Spaß und ist ein Lichtblick in einem Sumpf aus halbgaren Jokes. Leider trifft Guns Akimbo nicht den richtigen Ton und wird der Popkultur wohl nur als Meme in Erinnerung bleiben. Für mehr reicht es nicht.

Regie und Drehbuch: Jason Lei Howden, Darsteller: Samara Weaving, Daniel Radcliffe, Rhys Darby, Ned Dennehy, Mark Rowley, Natasha Liu Bordizzo, Filmlänge: 98 Minuten, Kinostart: 06.08.2020