Marie Curie – Elemente des Lebens
Die geniale Wissenschaftlerin Marie Skłodowska Curie brachte uns mit ihrer unnachgiebigen Neugierde unter anderem die Röntgenstrahlung, aber auch die Atombombe und unzählige Filme über ihre Person. In der aktuellsten Verfilmung kann nichts so wirklich strahlen.
Marie Curie – Elemente des Lebens erzählt die Geschichte der brillanten Wissenschaftlerin Marie Curie, die Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Entdeckung des Elements Radon und des physikalischen Prozesses der Radioaktivität weltberühmt wurde. Der narrative Fokus liegt nicht nur auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern auch auf dem Privatleben Curies und auf die Auswirkungen, die ihr bahnbrechender Aufschluss auf das 20. Jahrhundert hatte.
„Das interessante am Element Radon ist, dass es sich nicht so verhält, wie es sollte“, erklärt die renommierte Wissenschaftlerin Marie Curie an einer Stelle im Film. Auch der Film selbst verhält sich zwar an gewissen Stellen wie viele andere Biopics, jedoch im Gesamten nicht so wie man es erwartet und dies ohne positive Effekte auf die neueste Verfilmung rund um Madame Curie. Anstatt sich auf einen Aspekt der Nobelpreisträgerin zu fokussieren, versucht Regisseurin Marjane Satrapi (The Voices, 2014) alles in 110 Filmminuten zu quetschen: der Mensch Marie Curie, ihre wissenschaftlichen Errungenschaften, ihre Liebesbeziehung, ihr Kampf als Frau in der von Männern dominierten Wissenschaft und sogar dem Element Radon, samt der Radioaktivität wird ein biographischer Teil im Film gewidmet. Sehr viel Inhalt für einen einzigen Film. Das führt dazu, dass bestimmte Themen nur sehr oberflächlich behandelt werden, ohne die Relevanz für den Menschen Curie und ihre Erfolge herauszustreichen. Es wird Ereignis für Ereignis chronologisch abgearbeitet, wie in einem Laborexperiment. Es fehlt eine feste Narration, die diese Plot-Elemente zusammenhält und in eine flüssige Geschichte zusammenführt. Stattdessen macht Marie Curie – Elemente des Lebens unzählige Reagenzgläser auf, ohne die einzelnen Handlungsstränge weiterzuerzählen. Nach 110 Minuten hat man mehr Fragen über Marie Curie als Antworten.
Nicht nur dramaturgisch, sondern auch stilistisch versucht man aus einer interessanten Geschichte einen ganz besonderen Arthouse-Film zu kreieren, was nicht gelingt. Die Inszenierung zusammen mit dem Schnitt wirkt an vielen Stellen konfus und sehr gekünstelt. Es fehlt das filmische Herausheben von markanten Ereignissen im Leben von Frau Curie, der Grundton des Films bleibt beinahe durchgehend derselbe. Marie Curie – Elemente des Lebens plätschert vor sich hin und beginnt sich relativ schnell zu ziehen, da kein einheitlicher Ton in Dramaturgie und Inszenierung gefunden wird. Der Film kann sich nicht entscheiden ob er ein klassisches Biopic sein möchte, ein Liebesfilm, ein Drama oder doch ein Science-Fiction Werk. Diese Unentschlossenheit wirkt sich erheblich auf den immersiven Charakter des Films aus, was dazu führt, dass man doch nach knapp einer Stunde Laufzeit das erste Mal auf die Uhr schaut.
Ein Highlight in Marie Curie – Elemente des Lebens jedoch ist die Hauptdarstellerin Rosamunde Pike, die den komplexen Charakter eindrucksvoll auf die Leinwand bringt. Eingewoben in dumpfe, sehr plastische Bilder und viel unmelodisches Klaviergeklimper, sticht das Schauspiel deutlich heraus. Grundsätzlich beschränkt sich die Kritik an der Radioaktivität und deren Folgen durch die Figuren auf eine einzelne Szene. Ansonsten wird der Umgang des neuen Elements sehr zahm kommentiert, nur durch einige Vorblenden, die im Gesamtkontext sehr unpassend wirken, hervorgehoben. Dabei bedient sich Regisseurin Marjane Satrapi sehr klischeehaften Darstellungen des Atomraketen-Abwurfs auf Hiroshima oder dem Supergau in Chernobyl.
Marie Curie – Elemente des Lebens verpasst einen interessanten Einblick in die Genialität oder die Person von Marie Curie zu ermöglichen. Stattdessen versucht der Film zu viele Facetten in sich zu vereinbaren und verliert dabei nicht nur den thematischen Fokus, sondern auch den einheitlichen Ton des Films. Durch eine schwache Inszenierung bleibt die schauspielerische Leistung der Hauptdarstellerin das einzige, was die neuste Verfilmung um Frau Curie, verdaubar macht.
Regie: Marjane Satrapi, Drehbuch: Jack Thorne, nach der Graphic Novel von Lauren Redniss, Darsteller: Rosamunde Pike, Sam Riley, Anya Taylor-Joy, Aneurin Barnard, Filmlänge: 110 Minuten, Kinostart: k.A.