Naked-Lunch-(c)-1991,-2015-Studiocanal-Home-Entertainment(2)

Naked Lunch

10
Psycho-Drama

Naked Lunch, ein als unverfilmbar bezeichneter Roman, stellt keine Schwierigkeit dar für einen David Cronenberg.

Bill Lee (Peter Weller) ist Kammerjäger und Schriftsteller. Und wie es für Autoren oft so üblich ist, ist auch er ein abhängiger. In seinem Fall ist es genau jenes Gift, mit dem er Ungeziefer tötet. Als er dann auch noch unabsichtlich seine Frau Joan (Judy Davis) tötet, ergreift er die Flucht. Doch bald darauf findet er sich nicht nur in einer fremden Stadt im Norden Afrikas wieder, sondern ist auch gleich Teil eines geheimen Regierungsprojekts, das von riesigen Käfern geleitet wird. Nebenbei versucht er zudem auf seiner zum Leben erwachten Schreibmaschine zu schreiben. Die Grenzen von Realität und Fiktion verschwimmen, wie auch jene von Wirklichkeit und Wahnsinn.

 

Wenn es jemand schafft Romane zu verfilmen, die als unverfilmbar gelten, dann ist es offensichtlich David Cronenberg. Zuletzt mit Cosmopolis von Don DeLillo, davor Crash von J.G. Ballard und als erstes war Naked Lunch von William S. Burroughs an der Reihe. Wer den Roman – oder vielmehr dieses Experiment eines Romans – kennt, weiß, dass es kaum eine stringente Handlung oder Logik gibt, der das Buch und somit der Leser folgt. Das schreckt Cronenberg zum Glück nicht ab, stattdessen vermischt er biographisches mit fiktivem. Um den Roman herum baut er ein Handlungsgerüst auf, das sich vorwiegend auf das Leben von William S. Burroughs bezieht. Naked Lunch ist somit weniger eine getreue Verfilmung, als vielmehr ein phantastisches Biopic und surreale Chronik über die Entstehung des Romans.

So wie sich also im Film Genie und Wahnsinn die Hand geben, wie fiktives mit realem vermischt wird, so ist auch der gesamte Film selbst ein Zusammenspiel zwischen dem Leben und dem Werk des Autors – denn beides scheint untrennbar miteinander verbunden zu sein. Peter Weller liefert hier eine seiner besten, wenn nicht sogar seine beste schauspielerische Leistung ab. Naked Lunch ist überhaupt bis in die Nebenrollen perfekt besetzt. Aber es ist auch kein Film für schwache Mägen, denn wie man es vom Cronenberg der 80er und 90er Jahre kennt, gibt es auch hier eine ordentliche Portion Body-Horror. Wie er es schafft den Zuschauer auf diesen surrealen, phantastischen Trip in den Kopf seines Protagonisten mitzunehmen, muss man einfach gesehen haben. Ein durch und durch origineller Wahnsinn von einem Film, stellenweise roh und schwer verdaulich, spielt Naked Lunch in einer Klasse für sich.

Regie: David Cronenberg, Drehbuch: David Cronenberg, basierend auf dem Roman von William S. Burroughs, Darsteller: Peter Weller, Judy Davis, Ian Holm, Julian Sands, Roy Scheider, Filmlänge: 115 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 19.11.2015




Entdecke mehr von pressplay

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen