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Der Teufel mit der weißen Weste

10
Thriller

Nach dem Drama Eva und der Priester wird es wieder Zeit für einen Crime-Thriller von Jean-Pierre Melville. Auch in Der Teufel mit der weißen Weste dabei: Jean-Paul Belmondo.

Der Gangster Maurice Faugel (Serge Reggiani) hat auch nach seiner langen Gefängnisstrafe nicht vor auf die ehrliche Seite zu wechseln und plant mit seinem Kumpel Rémy (Philippe Nahon) bereits den nächsten Einbruch. Gleichzeitig zeigt sich ihr Kollege Silien (Jean-Paul Belmondo) überaus interessiert an ihrem Coup. Da gefällt es den beiden Dieben gar nicht, als sie bei der Flucht vom Tatort plötzlich von Kommissar Clain (Jean Desailly) und einer Horde Polizisten überrascht werden. Faugel wird bald darauf von der Polizei geschnappt und er ist sich nun mehr als sicher, dass Silien ein Spitzel für die Polizei ist. Dieser Verrat muss teuer bezahlt werden. Doch so einfach ist es dann doch nicht.

 

Melville schlägt in der Verfilmung des Romans von Pierre Lesou derart viele Wendungen und Verwechslungen ein, man könnte schon fast von einer klassischen Verwechslungskomödie sprechen – wenn denn die Geschichte nicht derart düster und tragisch wäre. Wie vom Regisseur gewohnt verpackt er das Geschehen in aussdrucksstarke und einprägende s/w-Bilder, die das Treiben der Figuren und die schmale Linie zwischen Rechtschaffenheit und Verbrechen, auf der sie sich bewegen, visuell unterstreicht. Obwohl Der Teufel mit der weißen Weste erst Melvilles zweite Arbeit (nach Drei Uhr nachts) im Crime-Genre ist, merkt man bei der Dramaturgie sofort, er fühlt sich wohl darin. So wohl, dass er für den Rest seiner Karriere dieser filmischen Gattung (fast) ausnahmslos treu geblieben ist. Wie es sich gehört, zieht er die sogenannten Daumenschrauben langsam aber stetig an und verdichtet die Spannung zusehends, bis sie im Finale ihren tragischen, gewaltsamen Höhepunkt findet.

Es ist kein Spoiler, wenn man sagt, dass seinen Figuren selten ein Happy End beschert ist, dieser Fatalismus seiner Charaktere ist doch eine von Anfang an spürbare Konstante in seinen Crime-Thrillern, doch Der Teufel mit der weißen Weste bietet vielleicht eines seiner düstersten Enden. Getragen wird die Dramaturgie und beispiellos stilsichere Inszenierung von einer grandiosen Cast, allen voran dem unendlich charismatischen Belmondo und dem gehetzten Serge Reggiani als Faugel. Als Zuschauer ist man zwischen den Figuren und ihren Handlungen hin- und hergerissen und kommt nicht umhin für alle Parteien Sympathien zu empfinden – und auch wenn Verbrecher nun mal auf der falschen Seite des Gesetzes stehen, sind sie doch nur Menschen und keine Monster. Menschen, die ihren eigenen Moralvorstellungen folgen und sich ihre Gesetze selbst machen. Der Teufel mit der weißen Weste ist nicht nur eine erstaunliche Mischung aus Crime-Thriller und Charakterstudie, sondern ein Lehrstück in Sachen Dramaturgie und Regie.

Regie und Drehbuch: Jean-Pierre Melville, basierend auf einem Roman von Pierre Lesou, Darsteller: Jean-Paul Belmondo, Serge Reggiani, Jean Desailly, René Lefèvre, Filmlänge: 109 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 22.03.2018




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