Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
In Three Billboards Outside Ebbing, Missouri kämpft eine hartnäckige Frau um Gerechtigkeit – und überschreitet dabei selbst die Grenze des legalen.
Mildred (Frances McDormand) mietet vor ihrer Ortsgemeinde Ebbing in Missouri drei große, rote Reklametafeln und hinterlässt darauf den örtlichen Behörden eine Botschaft. Genau genommen prangert sie das Versagen von Chief Willoughby (Woody Harrelson) an und seine Unfähigkeit den oder die Mörder ihrer Tochter zu finden, die vor über einem halben Jahr, genau bei jenen Ortstafeln brutal vergewaltigt und ermordet wurde. Die Tafeln erregen nicht nur schnell die Aufmerksamkeit von Willoughbys Kollegen, wie dem rassistischen, gewalttätigen Dixon (Sam Rockwell) und sorgen für eine neuerliche Beschäftigung mit dem Gewaltverbrechen, sondern entzweit auch die Kleinstadt und spaltet sie in zwei Lager.
Martin McDonagh, der mit seinem Spielfilmdebüt Brügge sehen … und sterben? sowohl Publikum wie auch Kritiker begeistern konnte, während er mit seinem zweiten Werk 7 Psychos eher gemischte Gefühle hervorrief, nutzt seinen neuen Film Three Billboards Outside Ebbing, Missouri nun um seine humoristischen Muskeln aufs äußerste zu strapazieren. Ein witziges Wortgefecht jagt das nächste, eine skurrile Szene türmt sich auf die andere, von seicht witzig bis schwarzhumorig böse, sein neues Werk enthält von allem etwas. Schade nur, dass der Humor, ganz egal in welche Richtung er ausschlägt, so überhaupt nicht zur Grundstimmung und Thematik des Films passt. Von daher wirkt Three Billboards Outside Ebbing, Missouri sehr unschlüssig in seiner Machart. Was will der Film beim Publikum erreichen?
Will er die Zuschauer zum lachen bringen – und das tut er oftmals durchaus -, dafür ist die Rahmenhandlung zu düster. Will er das Publikum zum nachdenken über sein Thema anregen, dafür ist die Handlung zu vorhersehbar und die Figuren zu sehr abgedroschene Klischees. Three Billboards Outside Ebbing, Missouri funktioniert also weder als Komödie, noch als ernstzunehmende Tragödie und wenn man sich auf den schwarzen Humor konzentrieren will, stellt man fest, dass er deplatziert ist und nicht als schwarzer Humor durchgeht (dafür fehlt McDonagh offensichtlich das Talent um dieses Kunststück zu meistern), sondern als schlichtweg geschmacklos.
Bleiben noch die Schauspieler um zumindest das bisschen zu retten, was noch zu retten ist. Jeder von ihnen, angefangen bei Frances McDormand über Sam Rockwell bis zu Woody Harrelson und Caleb Landry Jones, macht seinen Job gut. Jedoch spielt auch jeder von ihnen seine mehr oder weniger gewohnten Rollen und Figuren, von daher gibt es nicht wirklich beachtenswertes über die schauspielerischen Leistungen zu sagen. Sicher, es macht Spaß diesen talentierten Schauspielern bei ihrer Arbeit zuzusehen, aber zu mehr reicht es nicht, weil man diese Charaktere quasi aus so gut wie jeden Film, in dem sie sonst mitspielen, schon kennt – und auch ihre Figurenentwicklung so vorhersehbar ist, wie in unzähligen anderen Werken. Sie machen halt das, was sie am Besten können. Dagegen gibt es nichts auszusetzen, retten tut es Three Billboards Outside Ebbing, Missouri aber auch nicht.
Regie und Drehbuch: Martin McDonagh, Darsteller: Frances McDormand, Woody Harrelson, Sam Rockwell, Caleb Landry Jones, Abbie Cornish, Lucas Hedges, Filmlänge: 115 Minuten, Kinostart: 26.01.2018, gezeigt auf der Viennale 2017