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Coldplay – Mylo Xyloto

4
Brit Pop

Coldplay machen es den Leuten einfach mit ihrem neuen und fünften Werk „Mylo Xyloto“. (Auf die Frage was der Albumtitel bedeutet antwortete Frontmann Chris Martin in einem Interview:There’s no actual answer; I’ve given like 18 different answers to that.“) Es ist gleichermaßen leicht zu hassen, als auch zu lieben. Trotz imagetechnischem Tapetenwechsel von ihrer persönlichen Revolution „Viva la Vida or Death an all his friends“ hin zum neonbunten urbanen Style von „Mylo Xyloto“ bleiben sie dem Konzept, welches mit der Unterstützung von Produzent Brian Eno schon bei ihrem vierten Album exzellent funktioniert hat, treu: Bombast gepaart mit aufrichtiger Ehrlichkeit und Emotionalität…

Jedoch gehen die vier Briten mit „Mylo Xyloto“ einen Schritt weiter, neben hymnenhaften Hallenfüllern, akkustischen Balladen und noch mehr Hallenfüllern, finden sich auch RnB – Rythmen aus dem Drumcomputer, Autotuning und ein berühmter Gast auf dem Album ein. Keine geringere als Rihanna leiht „Princess of China“ ihre Stimme und auch einiges an synthetischem Ballast, welche den Song mehr nach einem neuen Rihanna Discodauerrenner klingen lässt, als einer der elf Tracks. (14 minus 3 Intros = 11). Mit „Major Minus“ ist den vier Engländern etwas gelungen, woran sie auf den beiden Vorgängeralben gescheitert sind. Dem sich sonst durch seine Schüchternheit auszeichnenden Gitarrist Johnny Buckland gelingt es erstmals in 15 Jahren Bandgeschichte, sich mit einem eingängigen Riff vor die vereinnahmende Stimme Martins‘ zu setzen.

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An dieser Stelle endet jedoch das Lob, denn „Mylo Xyloto“ ist das eingängige und bäldigst omnipräsente Popungetüm geworden, was die beiden pompösen Singleauskopplungen „Every Teardrop is a Waterfall“ und „Paradise“ befürchten ließen. Zwar haben sie aus alten Fehlern gelernt und präsentieren eingängige Popsongs, ohne aus jedem einzelnen früher oder später ein Epos zu gestalten, wie dies noch auf „X&Y“ geschah. Jedoch ist das Songwriting mehr denn je der Massenbeglückung verschrieben und so findet jeder Titel seine Berechtigung in Clubs, Cafés, Supermärkten, etc. auf und ab gespielt zu werden. Mit dem letzten Stück des Albums „Up with the Birds“ wird zwar noch der Versuch gestartet Intimität und Vertrautheit zu erzeugen, wie es bei „Death and all his Friends“ und dem als Hidden Track getarnten „Til‘ Kingdom come“, den jeweils letzten Tracks der Vorgänger Alben, noch geschickt gelang. Jedoch bleibt es bei dem Versuch. Der RnB – Drumbeat von „Up in Flames“ stellt das i-Tüpfelchen der endgültigen Kommerzialisierung einer Band dar, die einst von Brit-Pop Ikone Noel Gallagher als eine der größten Hoffnungen für den Britpop erklärt wurde. Dies kann auch die als konsequent positiv wahrgenommene Gitarre Bucklands nicht ändern.

Gemäß dem Sprichwort „Never change a running system“, nehmen Coldplay das Konzept, welches bei ihren letzten Alben wunderbar funktioniert hat, „poppen“ es neu auf und soviel ist mit Sicherheit zu prognostizieren: knüpfen damit an eine der größten Erfolgsstories der letzten Jahre an. Die vier sympathischen, bescheidenen Briten scheinen sich darauf zu beschränken Hallen, anstatt, wie noch zu Zeiten von „A Rush of Blood to the Head“, Herzen füllen zu wollen.

[stextbox id=“black“]Coldplay: Mylo Xyloto, Capitol/Parlophone[/stextbox]

4/10

– „Umbrella-ella-ella“-eske Gesangseinlagen

+ Johnny Bucklands Gitarre

+ einwandfrei produzierter Pop

– mangelnde Authentizität

– bigger statt better

– Kommerzpop