Mass-Effect-©-2007-Microsoft,-EA

Mass Effect

10
Action-RPG

Im Jahr 2148 entdeckt die Menschheit die Überreste einer antiken weltraumreisenden Zivilisation auf dem Mars. Die folgenden Untersuchungen der protheanischen Artefakte fördern eine extrem hoch entwickelte Technologie zu Tage, die der Menschheit das Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit hin zu den entlegensten Sternen ermöglicht.

Ein Jahr darauf findet, die sich mittlerweile im Sonnensystem ausbreitende, Menschheit ein weiteres protheanisches Artefakt. Der Pluto Mond Charon ist in Wirklichkeit ein in Eis eingeschlossenes inaktives Massenportal. Sobald dieses Portal einmal aktiviert ist, ermöglicht es das augenblickliche Reisen über tausende von Lichtjahren zu einem synchronisierten Masseportal in einem anderen Teil der Galaxis. Jetzt schreiben wir das Jahr 2183. Die Menschheit hat sich erfolgreich in der Galaxis ausgebreitet. Die Menschen haben mehrere Kolonien auf fremden Planeten gegründet, sowohl friedliche als auch kriegerische Kontakte mit den unterschiedlichsten außerirdischen Völkern erlebt und sind nun Teil der galaktischen Gemeinschaft, einem Zusammenschluss vieler verschiedener außerirdischen Rassen und Völker zum Wohle des Friedens und der Stabilität in der Galaxis.

Commander Shepard, ein junger Offizier im Dienste des menschlichen Allianzmilitärs, wird der Besatzung der Normandy zugeteilt, dem wohl fortschrittlichsten Raumschiffprototypen der Allianz. Nach den Ereignissen während eine Geheimoperation der Allianz auf Eden Prime wird Shepard vom Citadel Rat, dem Regierungsorgan der galaktischen Gemeinschaft, als erster Mensch überhaupt zu einem der als Spectre (special tactics and reconnaissance) bekannten und direkt dem Citadel Rat unterstellten, Agenten berufen. Somit repräsentiert Commander Shepard das Beste das die Menschheit zu bieten hat und wird mit einer Mission betraut die das Schicksal der gesamten Galaxis verändern könnte.

Gesichter machen Leute

Gleich zu Beginn des Spiels hat man die Wahl sich entweder gleich mit einem vorgefertigten männlichen oder weiblichen Commander Shepard ins Spielvergnügen zu stürzen, oder seine eigene individuelle Spielfigur zu erstellen. Hierbei hat man neben der obligatorischen Wahl des Geschlechts und des Namens auch die Möglichkeit sich für eine von drei möglichen Hintergrundgeschichten (Von der Erde, Kolonist oder Raumfahrer) sowie für ein psychologisches Profil (Skrupellos, Kriegsheld oder einziger Überlebender) zu entscheiden. Diese spiegeln die moralische Ausrichtung der Spielfigur wieder und schalten im späteren Spielverlauf unterschiedliche optionale Hintergrundquests frei.

Das Aussehen der Spielfigur kann mittels der Gesichtsanpassung, in der man eine Vielzahl von Gesichtsmerkmalen individualisieren und kombinieren kann, bestimmt werden. In diesem Menü lässt sich so ziemlich alles verändern was man sich nur vorstellen kann. Neben den eher einfachen Sachen wie der Haut-, Haar- und Augenfarbe, kann auch der Abstand von/zwischen Nase, Augen, Mund, Augenbrauen und Kinn und selbst die Ausprägung von Wangen- und Kieferknochen selbst festgelegt werden. Die bedienungsfreundliche Steuerung dieses Menüs sorgt dafür, dass das Erstellen seiner persönlichen Spielfigur trotz der Vielfalt an Möglichkeiten übersichtlich und einfach von der Hand geht. Das Einzige, das nicht verändert werden kann ist der Nachname. Dies ist durch die Sprachausgabe des Spieles bedingt und ermöglicht es NPCs die Spielfigur direkt über ihren Nachnamen anzusprechen.

Ganz große Klasse

Das Spiel bietet sechs unterschiedliche Klassen für ihre Spielfigur zur Auswahl an. Drei davon sind auf einen bestimmten Aspekt (Kampf, Technik oder Biotik) spezialisiert, wohingegen die restlichen Drei so genannte Mischklassen sind und aus einer Kombination zweier unterschiedlicher Aspekte bestehen. Die spezialisierten Klassen sind der auf Kampf spezialisierte Soldat, der auf Technik spezialisierte Techniker und der auf Biotik spezialisierte Experte. Jede der spezialisierten Klassen bietet ganz eigenen Vor- und Nachteile, so hat der Soldat als einzige Klasse im Spiel Zugriff auf die Nutzung von Sturmgewehren und schwerer Kampfpanzerung, hat allgemein eine größere Zahl an Hitpoints kann dafür aber keinerlei Fähigkeiten aus den Bereichen Technik und Biotik einsetzen. Der Techniker hat keinerlei biotische Fähigkeiten und kann nur Pistolen und leichte Kampfpanzerung verwenden, ist dafür aber in der Lage, gegnerische Schilde und Waffen zu deaktivieren, sämtliche elektronische Sicherheitssysteme zu umgehen und synthetische Gegner wie zum Beispiel Kampfdrohnen oder ähnliches zu hacken.

Genau wie der Techniker, kann der Experte ebenfalls nur Pistolen und leichte Kampfpanzerung nutzen, hat aber auf Grund seiner Spezialisierung Zugang zu einer ganzen Reihe an biotischen Fähigkeiten, die es dem Experten ermöglichen die physikalische Welt zu beeinflussen und nach seinem Willen zu manipulieren. So kann er zum Beispiel mit den Talenten Werfen und Heben Gegner und gewisse Objekte in der Luft schweben lassen oder sie quer durchs Zimmer schleudern. Es ist überaus unterhaltsam mitanzusehen wie ein Gegner mal eben durch das entsprechend hochgelevelte Talent Heben von der Planetenoberfläche ins All „gehoben“ wird. Die Mischklassen Infiltrator, Wächter und Frontkämpfer kombinieren zwar zwei der drei Aspekte, haben aber auf Grund ihrer mangelnden Spezialisierung nicht den vollen Zugang zu allen Fähigkeiten der jeweiligen Aspekte. So kann der Infiltrator (Kampf/Technik) mittlere Kampfpanzerung verwenden und genau wie der Techniker auch elektronische Schlösser knacken und die Schilde und Waffen seiner Gegner überladen aber er kann die Fähigkeit Hacken nicht benutzen.

Der Wächter kombiniert biotische und technische Fähigkeiten, kann dafür keinerlei erweiterte Waffen wie Schrotflinte, Sturm- und Scharfschützengewehr verwenden und wird in den Bereichen Biotik und Technik nie den Grad an Meisterschaft erreichen, wie es eine spezialisierte Klasse tut. Der Frontkämpfer vereint sowohl den Kampf- als auch den Biotikaspekt. Er hat keinerlei technische Fähigkeiten und aus den beiden Aspekten Kampf und Biotik stehen ihm nur die grundlegenden Fähigkeiten wie die Nutzung von Schrotflinten und mittlerer Kampfpanzerung zur Verfügung. Da die sechs unterschiedlichen Klassen sehr gut ausbalanciert sind ist das Spiel mit jeder Klasse sehr gut spielbar und bietet je nach gewählter Klasse ein anderes Spielerlebnis. Der Soldat stellt allerdings die einsteigerfreundlichste Klasse dar. Zudem bietet das Spiel ab Level 20 die Möglichkeit zu einer weiteren Klassenabhängigen Spezialisierung.

Nichts ist unerreichbar

Naja zumindest fast nichts. In der zur Verfügung stehenden Galaxis steht es einem frei, zu gehen wohin man gerade will. Zwar ist der Großteil der Planeten in den verschiedenen Systemen nur vom Orbit aus zu erkunden, dass macht das ausgiebige Erforschen der Planeten auf denen man mit seinem fahrbaren Untersatz, dem Mako, landen kann umso attraktiver. Es macht einfach nur Spaß mit dem Mako über Stock und Stein zu brettern während man die wunderbar gestalteten Meteoritenschauer, Schneestürme, Sonnenaufgänge, Sternbilder und Ansichten benachbarter Planeten genießt. Im Spiel sollte man sich wirklich die Zeit nehmen und die Galaxis ausgiebig erforschen, so findet man nicht nur einen Haufen nützlicher Rohstoffe und Artefakte, sondern kommt auch in den Genuss diversester Nebenquests die zusätzliche Erfahrungspunkte und Items liefern. So hebt man hier eine Piratenbasis aus, befreit dort eine Geisel oder sucht nach vermissten Forschungsteams und ähnliches.

Gameplay

Das Spiel bestreitet ihr in der 3rd Person Ansicht. Die Steuerung ist einfach und schnell erlernt. Mass Effect hat die Symbiose zwischen klassischen RPG-Elementen und einem Taktikshooter wunderbar hinbekommen, so verbringt man einen Großteil der Spielzeit eben RPG typisch mit dem Umherlaufen und dem Führen von Gesprächen, während man im Kampf hinter Containern und Türstöcken in Deckung geht und seine Gegner mit gezielten Salven und dem Einsatz von Fähigkeiten beharkt. Die Dialogsteuerung zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass man nicht mehr ganze Antwortsätze zur Auswahl hat, sondern zwischen mehreren Reaktionsmöglichkeiten wählen darf. Diese Tatsache wirkt zwar anfänglich etwas verwirrend ist aber recht schnell verinnerlicht.

So läuft die Steuerung wesentlich flüssiger und intuitiver ab und ermöglicht das Entstehen von cineastisch anmutenden Dialogen. Im Kampf lässt sich Shepard wie in einem Taktikshooter ala GRAW 2 steuern, den gekämpft wird hier in Echtzeit. Allerdings lässt sich der Kampf jeder Zeit durch druck einer der beiden Schultertasten (links für Waffenauswahl und rechts für Fähigkeiten) zum Einsatz bestimmter Fähigkeiten oder Waffen pausieren. Die Inventarsteuerung ist ebenfalls sehr einfach. So hat man seinem Shepard mit nur wenigen Knopfdrücken eine neue Rüstung oder Waffe verpasst. Einzig die Sortierung des Inventars ist etwas unübersichtlich, da kann es schon mal passieren, dass man beim Händler unabsichtlich seine beste Waffe verramscht. Ist aber halb so wild, es gibt ja die Rückkauffunktion.

Grafik

Das Spiel überzeugt durch seine bombastische Grafik und seine extrem detailreich gestalteten Texturen. So werden zum Beispiel Kratzer, abgeplatzte Farbe und Abnutzungsspuren an den Kampfpanzerungen dargestellt und die Waffen brillieren, neben ihrem zusammenklappbaren Design, mit schönen Licht- und Beleuchtungseffekten. Leider kommt es manchmal vor, dass man ein wenig warten muß, bis alle Texturen vollständig geladen wurden. Man kann immer nur jeweils zwei der insgesamt sechs Partymitglieder auf eine Mission mitnehmen. Die Auswahl entscheidet oftmals darüber wie leicht oder schwer man bei einer Mission vorankommt. Im Kampf kann man sich eigentlich blind auf seine Teamkameraden verlassen. Sie agieren auch ohne, dass man ihnen direkte Befehle erteilt, strategisch klug. Nur ganz selten hat die KI mal einen Aussetzer und lässt ihr Team ins Verderben rennen oder bewegungslos herumstehen. Die Mitglieder ihrer Truppe sind so verschieden wie sie nur sein könnten und haben alle ihre eigenen skurrilen und unterhaltsamen Geschichten zu erzählen. Da man von ihnen auch das eine oder andere Nebenquest erhalten kann, lohnt es sich doppelt immer wieder mal an Bord der Normandy in ein tiefgründiges Gespräch mit ihren Teamkollegen zu treten.

Quests statt stumpfsinniger Fahrstuhlmusik

Wenn man auf der Citadel zu Fuß unterwegs ist und per Fahrstuhl von einer Ebene auf die nächste wechselt, werden die sonst üblichen Ladebildschirme von der Liftfahrt ersetzt. Während dieser Fahrten bekommt man entweder ein Gespräch zwischen seinen beiden Teammitgliedern oder die aktuellen News zu hören. Die Gespräche sind davon abhängig welche beiden Partymitglieder sie gerade dabei haben und geben ihnen Einblick in den Charakter des jeweiligen NPCs und deren Beziehung untereinander. Selbst wenn man den Großteil des Spiels immer die gleichen zwei BegleiterInnen mit hat, wiederholen sich die Inhalte ihrer Fahrstuhlgespräche nie. Die aktuellen News beziehen sich meist auf die Ergebnisse einer von ihnen bereits zuvor schon erledigten Mission oder schalten ein paar neue Nebenquests frei.

Mass Effect ist nicht perfekt, aber mit der ausgezeichneten deutschen Sprachausgabe schon sehr sehr nahe dran. Wer eine Xbox 360 oder einen leistungsstarken PC sein Eigen nennt sollte sich das Game unbedingt gönnen! Es wäre Wünschenswert gewesen, dass man im eigenen Sonnensystem nicht nur auf dem Mond landen kann, sondern zum Beispiel auch auf dem Mars um dort die protheanischen Ruinen zu besichtigen. Nichts desto weniger ist BioWare mit Mass Effect ein großartiges Spiel gelungen, das Streckenweise mehr an einen Kinofilm als an ein Videospiel erinnert.

Plattform: Xbox 360 (Version getestet), PC, Altersfreigabe (PEGI): 18+, Spieler: 1, Release: 23.11.2007




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