Armand
Wenn Halfdan Ullmann Tøndels geschmacklose Groteske Armand einen Sinn ergibt, dann am ehesten noch als schauspielerische Bühne für Renate Reinsve. Der skandinavische Star engagierte sich sogar persönlich für die Realisierung des Drehbuchs, das der Regisseur ihr bereits 2016 präsentierte. Der zeitliche Rahmen manifestiert sich nicht nur in den überdeutlichen Einflüssen von Der Gott des Gemetzels und Die Jagd, sondern im Umgang mit der Kernthematik der surrealen Schul-Satire.
Jene beginnt als dialektischer Debattier-Club von Eltern und Schulleiter (Øystein Røger) mit der jungen Lehrerin Sunna (Thea Lambrechts Vaulen) als Mittlerin. Ihre undankbare Aufgabe ist die Klärung eines Vorwurfs sexueller Übergriffigkeit seitens des 6-jährigen Armand.
Dessen alleinerziehende Mutter Elisabeth (Reinsve) beteuert die Unschuld ihres Sohnes, dessen gleichaltriger Klassenkamerad Jon den Vorfall erfunden habe. Bald fallen die diplomatischen Fassaden, bei Jons Eltern Sarah (Ellen Dorrit Petersen) und Anders (Endre Hellestveit) ebenso wie der wirren Inszenierung. Deren perspektivische Plakativität steigert sich parallel zur egozentrischen Eskalation Elisabeths, die als dramaturgische Dirigentin fungiert.
Fazit
Verfällt die psychisch labile Schauspielerin in Ausdruckstanz, schwenkt Tøndel auf Musical-Mode. Ihr Lachanfall initiiert die Komödie, die Missbrauch unter Minderjährigen als absurden Witz behandelt. Immer krudere Charakterdeformationen, unglaubwürdigere Wendungen und plumpere emotionale Manipulation dienen allein dem Zementieren dieses Duktus, der das effektive Schauspiel zum perfiden Instrument degradiert.
Regie und Drehbuch: Halfdan Ullmann Tøndel, Darsteller: Renate Reinsve, Ellen Dorrit Petersen, Øystein Røger, Endre Hellestveit, Filmlänge: 117 Minuten, Kinostart: 25.04.2025