Die Legende (c) 2025 John Grisham, Heyne Verlag(2)

Die Legende

John Grisham muss wohl Niemanden mehr vorgestellt werden. Er zählt zu den bestverkauften Autoren weltweit. Seine Gerichtsthriller wurden oft verfilmt. Der Ex-Anwalt ist auch mit 67 Jahren nicht schreibmüde geworden und veröffentlicht in erstaunlicher Regelmäßigkeit neues Material. Jüngster Roman in deutscher Übersetzung ist Die Legende, mit dem seine Camino-Reihe nun zur Trilogie angewachsen ist.

Düstere Legenden

Der verheerende Sturm der über Florida hinweg gefegt ist (in Das Manuskript), hat neue Wege offengelegt. Zum Beispiel zur Nebeninsel von Camino Island, wo der umtriebige Buchhändler Bruce Cable und seine Entourage ihr (Un-)Wesen treiben. Die Nachbarinsel Dark Isle hat eine finstere Vergangenheit. Die ehemalige Sklaveninsel ist seit vielen Jahrzehnten unbewohnt. Die letzte noch lebende ehemalige Bewohnerin, Lovely Jackson, ist eine Bekannte von Bruce. Dark Isle galt immer als unwirtschaftlich, doch durch den Sturm gibt es nun die Möglichkeit eines Brückenbaus und damit zur Kommerzialisierung der Insel. Lovely Jackson ist davon nicht begeistert und Bruce heckt zusammen mit der jungen Autorin Mercer einen Plan aus, wie man das verhindern könnte.

Der Unmensch mit der Peitsche lachte und brüllte etwas in einer fremden Sprache. Ein Hieb für den Afrikaner. Einer für den Matrosen. Er hatte es nicht eilig

John Grisham Wonderland

Die Camino-Reihe von John Grisham läuft eigentlich abseits der gängigen Grisham-Romane, spielt sich hier doch eigentlich nichts im Gerichtssaal ab. Während es im famosen ersten Teil Das Original (Camino Island) um ein gestohlenes Fitzgerald-Manuskript ging und ein entspannter Krimi-Plot ablief, wurde es in Das Manuskript (Camino Winds) stürmisch. Ein Katastrophen-Roman, der zwar keine Katastrophe war, sich aber auch nicht wirklich mit dem Vorgänger messen konnte. Der dritte Teil, Die Legende (Camino Ghosts), ändert erneut das Genre. Eigentlich kann man sogar in der Mehrzahl von mehreren Genres sprechen. Denn Die Legende vereint Motive des Abenteuerromans, Geschichtsaufarbeitung, und ja, diesmal kommt auch Gerichtsdrama hinzu. In ganz kurzen Sequenzen lässt Grisham sogar leichte Horror-Ambitionen durchblitzen. Das ist durchaus was Neues.

Im Grunde könnte man sagen, Die Legende, das ist ein ziemliches Best-of-John-Grisham. Er vereint hier vieles, was seine Romane auszeichnet. Zum einen die Entspanntheit und Freiheiten, die er sich bereits mit den früheren Camino-Romanen etabliert hat, mal etwas anderes zu machen. Zum anderen kommt nun eben doch auch seine angestammte Gerichtswelt wieder zum tragen. Und ebenfalls oft in seinen Büchern anzutreffen – die Auseinandersetzung mit dem Rassismus und der Sklaverei in den USA. Das alles ist wie immer mitreißend, kurzweilig und flüssig erzählt. Ergibt in Summe nicht den besten Roman des Autors, aber auch keinesfalls den Schwächsten. Mal sehen, was in Zukunft noch so auf Camino Island passiert. Alles scheint möglich.

Die Legende von John Grisham, 384 Seiten, erschienen im Heyne Verlag.

Die Legende

Die Legende (c) 2025 John Grisham, Heyne Verlag




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