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Interview mit Flo, Markus und Alex über Die Rückkehr des Daumens

Anlässlich zur Filmpremiere der Sportfilm Parodie Die Rückkehr des Daumens am 14.06. haben wir uns mit Flo Convey (Regie, Co-Autor und Darsteller von „Lukas“), Markus Giefing (Darsteller von „Coach Steve“) und Alex Linhardt (Darsteller von „King Gustl“) zu einem Interview getroffen.

Dabei erzählen sie uns, wie es zum Film kam und wie er sich entwickelt hat, über die Herausforderungen einen Independent-Film zu machen, was für sie eine gute Komödie ausmacht und noch vieles mehr.

pressplay: Wie ist die Idee zu Die Rückkehr des Daumens entstanden?

Flo: Ist schon lange her, ich glaube zehn Jahre. Ich war auf einer Party und da ist dann so gegen Mitternacht, in ziemlich berauschtem Zustand ein Daumenwrestling Turnier organisiert worden, und die Leute haben angefangen Daumen zu wrestlen, was mich ziemlich beeindruckt hat, weil die Leute auch irrsinnig bei der Sache und euphorisch waren. Das ist dann über Jahre gesickert und ich hab dann irgendwann mal mit Markus gesprochen und wir haben gemerkt, dass da irgendwie irrsinnig viel merkwürdiges, verdrehtes Potenzial in dieser G’schicht steckt. Und jetzt 10 Jahre später haben wir dann im Endeffekt, nach dem Kurzfilm im Jahr 2011, den Langfilm gedreht.

Regisseur, Autor und Schauspieler Flo Convey

Flo, wie stark hast du dich an bekannten Filmen orientiert und an welchen?

Flo: Ich hab mich schon sehr beeinflussen lassen von bekannten Filmen …

Markus (Zwischenruf): The Way of the Tosser!

Flo: Genau, The Way of the Tosser, aber auch so Sachen wie Rocky oder Wrestling eben. Die WWE an sich hat mich immer schon beeinflusst, wurscht was ich gemacht hab, weil ich sie immer schon cool fand, aber ich habe mich nicht bewusst orientiert sondern eher inspirieren lassen. The Way of the Tosser war im Endeffekt der ausschlaggebende Punkt, ein eher unbekannter Film aus den USA, in dem es um einen Schere-Stein-Papier Wettbewerbs-Typen geht,  der sich akribisch auf die Wettbewerbe vorbereitet. Der Film dauert knapp 1 1/2 Stunden. Die Idee fand ich gut, die Umsetzung nicht so ganz. Ich habe gedacht: „Ganz ehrlich, oida, wenn das geht, wenn man das „darf“, dass man wirklich aus so etwas einen Film macht, dann machen wir das auf alle Fälle.“

Markus und Alexander, wie seid ihr als Darsteller zum Film gekommen? Waren eure Rollen als Coach Steve bzw. King Gustl von Anfang an klar? Und was waren eure ersten Gedanken beim Lesen des Drehbuchs?

Markus: Im Großen und Ganzen war die Rolle klar, wobei sie ist im Laufe des Ganzen mehr und mehr entstanden. Orientiert hab ich mich persönlich an den ein- oder anderen Alltagsgeschichten und Episoden, die mir persönlich schon immer sehr viel gegeben haben und die ich sehr lustig gefunden habe, weil da ja stets eine unfreiwillige Komik in der Tragik der Figuren vorkommt, deren Leben ja wirklich so läuft und das war für mich auch so ein Punkt, wo ich mir gedacht hab: „Okay, das ist etwas woran ich mich orientieren kann, das ist etwas was ich schon immer gern gemacht hätte und, das ist jetzt nicht gemein gemeint, aber ich habe es immer schon lustig gefunden, irgendwann einen Proleten darstellen zu können, weil ich es immer schon interessant gefunden habe, wie jemand so absurdes Gedankengut haben kann …

Flo: … und wenn man es gut kann soll man es auch machen …

Markus: Das ist wohl wahr … Vielleicht ist auch noch das eine oder andere von Kabaretts mit reingekommen, weil Flo und ich früher Kabarett gemacht haben und auch immer wieder die eine oder andere Idee zu bestimmten Charakteren hatten.

Alex: Was den King Gustl anbelangt, war es für den Langfilm relativ klar in welche Richtung das es mit der Figur geht, weil wir ja im Kurzfilm diesen King Gustl schon gehabt haben, und es jetzt darum ging ihn noch arroganter, hinterfotziger und machtbesessener zu machen. Es macht unheimlich Spaß so eine Figur zu entwickeln, diesen steirischen möchtegern Zampano zum Leben zu erwecken … auch im Zusammenspiel mit Markus und Flo … Da ist einfach auch noch viel am Weg passiert, also vor allem während des Drehs … Das war auch das coole am Drehen, dass wir nicht ausschließlich fixiert waren auf das Drehbuch. Wir haben gewusst wo wir hin wollen, wir haben gewusst, was es sein soll, aber es war immer ausreichend Spielraum da, dass wir unsere Figuren, also zum Beispiel ich den King Gustl, am Weg und im Spiel weiter entwickeln konnten. Ich glaub, das macht auch den Flair des Films aus, dass da viel möglich war, was im Moment passiert ist für den Film „mitzunehmen“.

Flo: Da möchte ich noch was hinzufügen. Weil wir eben den Kurzfilm gemacht haben und damals ja wirklich diese Figuren, die wir im Langfilm sehr tief entwickelt haben, im Kurzfilm komplett durchimprovisiert haben – den Alex hab ich ja sogar kennengelernt bei dem Kurzfilm und wir haben dann nur einmal darüber gesprochen und er war auf einmal da und war halt der King Gustl … Dementsprechend waren wir da relativ schnell auf dem selben Weg und jetzt im Langfilm, weil wir eben die Figuren schon kannten und damit schon eine gute Basis hatten, haben wir ihnen diese Tiefe noch dazugeben können …

Markus: Was ich zu dem Punkt noch sagen möchte ist, dass es halt auch sehr viel am Flo gelegen ist, dass er dem Ganzen auch den Freiraum gegeben hat und gesagt hat: „Wir haben zwar das Drehbuch, aber wenn dir was einfällt, was besser passt, dann probier das aus!“ und das haben wir auch immer machen können und das ist sicher auch ein wichtiger Aspekt, dass manche Sätze im Spiel passieren und dann besser sind, als das Gescriptete. Und das hat dem Ganzen sicher nochmals einen zusätzlichen Pepp gegeben.

Flo: Und es macht auch Spaß, wenn man nicht genau weiß, was der Andere einem dann gleich um die Ohren schmeißt.

„King Gustl“ Alex Linhardt

Was war eine der größten Herausforderungen beim Dreh und in der Vorbereitung, für dich als Regisseur und auch euch als Darsteller?

Flo: Für mich als Regisseur und auch Produzent war die größte Herausforderung, das Ganze zu organisieren. Ein Kernteam von 8 bis 10 Leuten immer zusammenzuhalten, wenn wir dann nur an den Wochenenden drehen – insgesamt waren es ja nur 14 Drehtage – aber verteilt halt, weil dazwischen waren dann immer ein bis zwei Monate Pause, weil wir geschnitten haben und uns auch immer wieder die Geschichte angesehen haben, ob sie so wie gedacht aufgeht. Also die größte Herausforderung war, nach den ein bis zwei Monaten Pause beim Team immer wieder auf’s Neue diese Freude am Drehen und Spielen wieder herzustellen, dass die Leut wieder da sind und sofort wieder funktionieren. Regiemäßig war’s einfach nur lustig, weil die Leut alle miteinander, jeder einzelne der mitgespielt hat, gewusst haben was sie tun, jeder hat sich so reingeworfen in das Ding, dass eigentlich fast ein Selbstläufer drauß geworden ist und ich hab eigentlich nur gelenkt.

Alex: Die prinzipielle Herausforderung war es zu schaffen, dass sich der Film, auch über die lange Herstellungszeit und trotz der Drehpausen, die zwischen den einzelnen Drehblöcken waren, wie aus einem Guss anfühlt, man die Anschlüsse hat und das Ding durchgängig ist. Wo aber Flo und wir alle immer ein Auge drauf gehabt haben, dass das der Fall ist und funktioniert.

Markus: Die emotionalen Höhen und Tiefen meiner Figur zu finden, die ja ständig passiert sind, dadurch das die Figuren ja unterschiedlichste emotionale Zustände haben, weil ja irrsinnig viele unterschiedliche Dinge passieren. Da denkt man sich dann: „Ich schlüpf da jetzt wieder rein, nach 2 Monaten Pause, geh ich wieder zurück in den Coach Steve, schau ihn mir wieder an und find auch wieder neue Nuancen im Coach selbst oder auch andere emotionale Zustände, die ich ihm gar nicht zugetraut hätte, die er dann sehr wohl hat.“

Flo: Das war auch so gesehen die Herausforderung der Darsteller und auch von der Regie, diese Tragik in diese Figuren reinzubringen. Also wir wollten da jetzt keine Klamauksache machen, sondern wir wollten das Ding so dermaßen ernst nehmen und dieses Gefälle, wenn die Leute fallen, fallen sie richtig tief und das war eigentlich das, was auch eine ziemliche Herausforderung war.

Markus: Womit wir wieder bei den Alltagsgeschichten wären …

Flo: Wie im wahren Leben … Es ist so schön!

Wie lange wurde am Film gearbeitet?

Flo: Insgesamt waren es 20 Monate Produktionszeit – ab erstem Drehtag bis zur Premiere am 14. Juni im Stadtkino. Wir haben mehr als ein Jahr daran gedreht und ich hab mir im Schnitt und der Postproduktion auch viel Zeit gelassen, weil ich mir eben dachte „Gut Ding braucht Weile“ und weil ja alles neben der Arbeit passiert ist.

„Coach Steve“ Markus Giefing

Flo, du bist Regisseur und spielst auch die Hauptrolle, wie läuft das ab, wenn man sich selbst inszenieren muss? Wie geht man da vor?

Flo: Es ist nicht das erste Mal, dass ich das mach. Ich spiel für mein Leben gern, deshalb habe ich’s bisher noch nicht sehr oft geschafft, einen Film zu drehen, in dem ich nicht mitspiele, weil es mich immer reizt, dass ich reinspringe (lacht). Ich hab natürlich einen Regieassistenten der sehr darauf schaut, wie ich spiel, mit dem ich sehr gut kommunizieren kann, der mir sofort sagt, wenn was nicht gut war. Aber wenn ich eine Geschichte schreib, in der ich selbst vorkomme, dann schreibe ich die Geschichte für meine Rolle schon aus meiner Figur, sprich ich weiß schon im Kopf, wie das auszusehen hat und mir persönlich fällt das leichter, als wenn mir jemand anderer eine Figur schreibt und ich die spielen muss, ohne das ich vorher was damit zu tun hatte.

Was ist für euch das Geheimnis einer guten Komödie?

Alex: In erster Linie gut ausgearbeitete Figuren, die Chemie die untereinander passen muss. Und das waren ja auch wichtige Gründe, warum aus dem Kurzfilm dann der Langfilm entwickelt wurde. Wir haben einfach gemerkt, dass wir miteinander unheimlich gut können und das da so ein Humor und eine Eigendynamik entstanden ist, dass wir das einfach machen haben müssen. Wir haben so einen Spaß beim Drehen gehabt und dieser Spaß überträgt sich einfach auf den Film.

Markus: Das Geheimnis der guten Komödie oder auch von unserer Komödie ist, dass wir uns immer wieder selbst gegenseitig überrascht haben mit Aussagen, auf die du ja dann auch wieder  – in der Figur – reagieren musst. Gar nicht bewusst zu sagen „Ich bin jetzt lustig oder versuch lustig zu sein“, sondern ich agiere aus der Figur heraus und die andere Figur reagiert drauf und es entstehen dadurch die extrem lustigen Momente, mit denen man nicht rechnet. Das war auch die Gaude an dem Dreh, dass wir unsere Figuren kannten, unserer Rivalitäten, unsere Probleme und uns da gegenseitig auch immer wieder das eine oder andere positiv gemeinte Ei gelegt haben.

Alex: Uns richtig schön gefordert haben …

Flo: Genau! Ich glaub, das ist auch das Wichtigste, was wir gemacht haben, was alle Darsteller der Komödie gemacht haben, dass sie alles zugelassen haben, nix blockiert wurde, wenn jemand mit seiner Figur in eine Richtung geht – die für die Figur natürlich reasonable ist – war jeder sofort mit dabei und dadurch bekommt das Ganze eine Eigendynamik. Nur kurz dazu: ich hab ja im Schnitt extreme „Probleme“ gehabt den Film so „kurz“ zu halten. Ich hätte so viele Schmähs noch drin lassen können, ich hätt locker über 2 Stunden gehen können. Ich hab mich schweren Herzens von ziemlich vielen sehr lustigen Teilen trennen müssen.

Alex: Da gibt’s dann den Director’s Director’s Cut …

Flo: In ein paar Jahren, wenn ich dann viel Zeit hab dafür.

Die Rückkehr des Daumens

Wenn Coach Steve, Lukas und King Gustl  nicht im Daumen-Wrestling tätig wären, welcher Sportart würden sie sich dann widmen?

Flo: Ich glaub der Coach Steve, in dem Fall dann nur noch der Steve, hat eigentlich seinen Job schon gefunden damals, oder? Er war ja eigentlich Maschinendreher …

Markus: Aber es geht ja um eine Sportart…

Flo: Achso, Sportart …

Markus: Ich hätt ja auch gern gsagt Rasenmähen zum Beispiel … aber …

Alex: Dem King Gustl wär’s glaub ich ziemlich egal welche Sportart … Hauptsache er kann Leut schikanieren und ordentlich Kohle verdienen …

Markus: Der Coach Steve, weil er halt so ein Typ ist, wie er ist, würde wahrscheinlich weiterhin auf der Suche nach einer Nischensportart sein und dort versuchen alles rauszuholen, weil ich glaub, er fühlt sich in ganz großen Sportarten, wo viel Getummel ist, nicht wohl.

Flo: Und ich glaub der Luki wär, weil er ja anfangs aus der Szene kommt, im E-Sport gelandet, weil er mit dem Daumen enorme Schnelligkeit hat und der Coach hat ihn ja damals aus dem E-Sport-Bereich geholt. Ich weiß nicht, ob er erfolgreich wär, aber er wär auf alle Fälle bei irgend so etwas wie Fifa oder irgendeinem Shooter dabei.

Markus: Coach Steve könnt ich mir durchaus noch vorstellen bei Holzhacker-Sport oder …

Flo: Irgendetwas kompetitives mit körperlichem Einsatz, wo man motivieren muss.

Vielen Dank für das Interview.

Flo, Markus, Alex: Gut! Schön war’s! Vielen Dank! Tschüss!