Jack Reacher
Tom Cruise gegen Werner Herzog. Nein, das ist keine neue Folge von Celebrity Deathmatch, sondern beinharte Realität in Jack Reacher…
Ein scheinbar zusammenhangloser Amoklauf. Der Täter ist schnell gefunden, weigert sich aber zu gestehen. Sein einziger Wunsch ist es, mit dem ominösem und unauffindbarem Jack Reacher (Tom Cruise) zu sprechen. Als er ins Gefängnis transportiert wird, wird er jedoch so schwer zugerichtet, dass er ins Koma fällt und den Rest des Films verpennt. Aber Reacher wird nicht gefunden, er findet. So findet er nicht nur die Verteidigerin (Rosamund Pike) des vermeintlichen Opfers, sondern in Folge deckt er auch die wahren Hintergründe des Verbrechens auf.
Basierend auf dem Roman One Shot von Lee Child (der bereits neunten Geschichte der Reihe) wird Jack Reacher zwar als Actionfilm beworben, ist aber viel mehr ein Thriller mit einigen Actionelementen – das Hauptaugenmerk liegt auf der Ermittlung des wahren Täters. Dass nichts so ist, wie es den Anschein hat, wird zumindest dem Zuschauer schnell klar, denn die wahren Hintermänner geben sich schon bald zu erkennen, vorwiegend in Form von The Zec (Werner Herzog), der zwar nur ein paar Auftritte absolviert, aber dabei sichtlich seine Freude hatte. Wenn Herzog statt Filmemacher ein Unterweltboss geworden wäre, dann hätte er sich wohl genau so wie der Gulag-Überlebende Zec entwickelt.
Wenn man mal von der Tatsache absieht, dass Jack Reacher in der Romanvorlage ein knapp zwei Meter großer Kampfkoloss ist und sich mit Tom Cruise eine wohl eher miniaturisierte Leinwandkopie durch den Streifen prügelt, kann man in einigen Momenten durchaus gefallen an dem Film haben. Natürlich lohnt es sich nicht, zu viel darüber nachzudenken oder zu hinterfragen, dass würde den nicht unbedingt abgeneigten Zuschauer schnell in einen zornigen Zuschauer verwandeln – aber zumindest manche der Actionszenen sind gekonnt inszeniert und wissen zu gefallen. In seinen besten Momenten nimmt sich Jack Reacher oftmals sogar mit einem leicht augenzwinkernden, verspielten Unterton nicht allzu ernst.
In seinen schwächeren Momenten nimmt er sich leider zu ernst – da fällt es schwer, der intendierten Glaubhaftigkeit zu folgen. Mängel im Drehbuch und vor allem in den Dialogen sind immanent spürbar, die Regie selbst ist oftmals zu einfallslos und die ganze Riege der Nebendarsteller reifen niemals zu wirklichen Figuren heran, sondern verbleiben als eindimensionale, klischeehafte Typen. Aber richtige Charaktere sucht man hier ohnehin vergebens, denn selbst die Hauptfigur bleibt nichts weiter als eine Schablone – was etwas schmerzt angesichts der Tatsache, dass sich die Romane weitaus mehr auf eben jene Figur konzentrieren, anstatt auf die eigentliche Handlung. Die Adaption geht hier genau den umgekehrten Weg und scheitert daran.
Eigentlich bietet Jack Reacher recht wenig funktionale Kost. Die Handlung beinhaltet keinerlei Überraschungen und ist, abgesehen von einigen kleine Ausnahmen, überaus vorhersehbar. Das Spektrum der Figuren reicht von klischeehaft bis haarsträubend lächerlich. Die schauspielerischen Leistungen, mit Ausnahme von Cruise und Herzog, denen man zumindest ansieht, dass sie Spaß an ihren Rollen hatten, halten sich ebenfalls in Grenzen. Aber das bisschen, was Jack Reacher zu bieten hat – nämlich einige humorvolle Highlights, einige gelungene Actionszenen und ein angenehmes Erzähltempo – macht der Streifen gut. Hier entstand zwar kein Meisterwerk, aber auch kein kompletter Reinfall: ist es einer der vielen Filme, die man sich gut und gerne anschauen kann und danach schnell wieder vergisst.
Regie & Drehbuch: Christopher McQuarrie, Darsteller: Tom Cruise, Rosamund Pike, Richard Jenkins, Werner Herzog, Laufzeit: 100 Minuten, Filmstart: 04.01.2013