Lawless-©-2012-The-Weinstein-Company,-Richard-Foreman,-Jr.-SMPSP

Lawless oder Warum das Mittelmaß das Maß aller Dinge ist

Schraubt man seine Erwartungen immer weiter zurück, um nicht mehr von gegenwärtigen Filmen enttäuscht zu werden? Oder ist man einfach nur schon zu abgestumpft, um die Qualität der heutigen Machwerke zu schätzen? Ist man froh, wenn man sich über einen Film einfach nur nicht mehr ärgert? 

Lawless (zur Kritik) ist so ein gegenwärtiges Beispiel. Ein Film, der durchaus Potenzial hätte, um wirklich gelungen zu sein, aber als Zuschauer gibt man sich schon damit zufrieden, wenn man nicht wutentbrannt sein Popcorn gegen die Leinwand schleudert und sich im Hulk Hogan Stil sein T-Shirt zerreisst und durch die Bänke wütet.

Der Film ist nicht so schlecht, dass man zu solch radikalen Mitteln greift, man begnügt sich schon damit, wenn man nicht gelangweilt wird, wenn einem die Dummheit der Figuren nicht den letzten Nerv rauben oder man die Handlung bereits bis ins Detail nacherzählen kann, bevor man den Film zu Ende gesehen hat. All das sind heutzutage scheinbar keine Kriterien mehr, nach denen man ein Werk beurteilt, denn man begnügt sich schon mit dem Mittelmaß, weil es darüber hinaus nichts mehr gibt und alles darunter einfach nur mehr weh tut.

Lawless hat das richtige Setting, um eine spannende Geschichte zu erzählen. John Hillcoat ist eigentlich ein guter Regisseur, um eine gute Handlung zu inszenieren. Und die Schauspielerriege ist, trotz des großen Shia-LeBeefsteak-Wehrmutstropfen, eine Klasse für sich und hätte das nötige Talent, um tiefschürfende Figuren zu porträtieren. Doch nichts davon kommt wirklich zur Geltung. Der Film kratzt nicht mal an der Oberfläche, er ist nur Oberfläche. Aber dennoch gefällt der Film, weil er einem zumindest nicht so dermaßen beleidigt und verärgert wie zum Beispiel ein gewisser Prometheus. Man ärgert sich nicht, also kann der Film ja gar nicht so schlecht sein.

Das Mittelmaß ist zum Maß aller Dinge geworden, die Erwartungen gehen immer weiter zurück und das was man vorgetischt bekommt, ist dann immer noch schlechter, als seine eigene warnende Vorstellung. Es ist ein Schutzmechanismus, der sich unserer bemächtigt hat und den die Produzenten und Filmemacher schamlos ausnutzen. Warum sollten sie denn auch mehr als das notwendige machen, wenn wir uns schon mit einem mittelmäßigen Film zufrieden geben und dennoch immer wieder in die Multiplexe wandern, um ihnen unser Geld in den Arsch zu schieben.

Wie würde die Filmlandschaft aussehen, wenn wir uns nicht mit solch durchschnittlicher Ware zufrieden geben würden, wenn wir nicht einfach nur froh wären, uns nicht über einen Film ärgern zu müssen, sondern tatsächlich Ansprüche an die Kunst- und Unterhaltungsform Film hätten (und im optimalsten Fall darf und sollte ein Film durchaus beides sein)? Wir könnten nicht mehr ins Kino gehen. Wir könnten uns großteils nur mehr Klassiker anschauen, deren Qualität wir schon zu schätzen wissen. Natürlich gibt es hin und wieder herausragende Streifen, nur leider kennt und sieht die kaum jemand, weil sich die Masse mit dem Durchschnitt begnügt.

Und die Kinos? Die wären leer. Die Produzenten und Filmemacher? Drehen einen Flop nach dem anderen. Die Konsequenz? Sie müssten sich tatsächlich wieder die Mühe machen, uns gut geschriebene, originell inszenierte, grandios gefilmte und intensiv gespielte Machwerke zu liefern. Filme, die die Kraft haben uns zu erheitern, zu Tränen zu rühren, zu unterhalten und uns neue Aspekte und Sichtweisen öffnen, am Besten alles zusammen. Hohe Ansprüche? Ja! Aber warum sich mit dem Mittelmaß zufrieden geben, wenn es immer wieder Beweise gegeben hat, dass Filme und ihre Macher durchaus dazu in der Lage sind uns all diese Emotionen und Gedanken zu liefern?

Man sollte sich nicht damit begnügen, dass wir Shia LeBoeufstroganoff einmal nicht so dermaßen zum kotzen finden, dass wir uns freuen, wenn er fürchterlich verdroschen wird, sondern ihn sogar als einen positiven Aspekt hervorhebt. Das alleine macht noch keinen guten Film aus.