The Road
Was erwartet uns nach dem Weltuntergang? Ein furioses Actionspektakel mit einem strahlenden Will Smith und passendem Happy-End? Oder eine in eine coole Optik verpackte Moral- und Religionspredikt mit dem Buch von Eli? Weder noch. Was uns erwartet ist eine triste, tote, traurige Welt, bar jeder Hoffnung oder Aussicht auf Rettung.
The Road hält sich sehr genau an seine grandiose Romanvorlage und zeigt uns den Kampf ums tägliche Überleben nach einer globalen Katastrophe. Um welche es sich dabei handelte wird zum Glück (genau wie im Buch) nie genauer erwähnt. Dass der Film in großem Maße gefühlskalt ist, liegt wohl daran, dass diese Kälte ein großer Bestandteil des Films und seiner Welt ist.
Obwohl der Vater (Viggo Mortensen) und sein Sohn (Kodi Smit-McPhee) sich auf den Weg an die Westküste machen, in der Hoffnung, dass es dort besser aussieht, ist von an Anfang an klar, dass es in dieser Welt keinen Platz mehr für überschwängliche Gefühle im Disney Format gibt. Was aber nicht zwangsläufig bedeutet, dass der Film emotionslos ist. Um das Gegenteil zu beweisen braucht man sich nur die Szenen mit dem alten Mann (Robert Duvall) oder dem Dieb (Michael K. Williams) anzusehen, die vor (positiven bzw. negativen) Emotionen nur so strotzen. Was der Film nicht tut, ist diese Emotionen übertrieben theatralisch zur Schau stellen. Nicht nur die zerstörte Welt ist dreckig und kalt, sondern auch die Menschen und ihre Gefühle.
Ein paar kleine Kritikpunkte gibt es dennoch. So wirkt zum Beispiel die Besetzung störend, so gut Mortensen, Theron und die anderen auch spielen. Ihre Bekanntheit schadet der Authentizität des Films, die wohl noch zusätzlich profitiert hätte, wenn man vorwiegend unbekanntere Darsteller besetzt hätte. Zudem überträgt sich natürlich die hoffnungslose, depressive Stimmung auch auf den Zuschauer. Zum einen schlecht, zum anderen aber auch eine beeindruckende Leistung des Films. Denn dadurch ist man in der gleichen Ausweg- und Aussichtslosen Lage wie die Figuren.
Der Pulitzer-Preis gekrönte, gleichnamige Roman von Cormac McCarthy hätte nicht besser verfilmt werden können. Umso trauriger, dass dieser Film bisher so wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, denn The Road ist der mit Abstand glaubwürdigste und intensivste Endzeitfilm seit langem. John Hillcoat hat Mut bewiesen den Roman derart authentisch und treu zu inszenieren. Der Film erzeugt eine fantastische, düster-dreckige, hoffnungslose Stimmung, die hart am Erträglichen entlang schrammt. Genau so muss ein Endzeitdrama ausschauen.
Regie: John Hillcoat, Drehbuch: Joe Penhall, Darsteller: Viggo Mortensen, Kodi Smit-McPhee, Charlize Theron, Robert Duvall, 111 Minuten, Filmstart: 7.10.2010