Thelma
Es sagt alles über die paternalistische Perspektive auf ältere Menschen, die Josh Margolins stereotypes Spielfilm-Debüt Thelma zu würdigen vorgibt, dass sein selbstverfasstes Drehbuch sie auf Rollen reduziert wie die der toughen Titelfigur. Die von June Squibb einigermaßen charmant als das erwartete Kino-Klischee kauziger Kompetenz verkörperte Seniorin trägt augenscheinlich sogar den Namen der als ihre Vorlage dienenden Großmutter des Regisseurs.
Der macht sein fiktives Alter Ego in Gestalt von Slacker-Enkel Daniel (Fred Hechinger) fast zum heimlichen Helden der generischen Granny-Comedy. Deren Protagonistin wird Opfer von Telefonbetrügern, die sie mit tatkräftiger Unterstützung ihres betagten Besties Ben (Richard Roundtree) aufspüren will.
Die seichten Späße, die der possierliche Plot auf dem Weg zum vorhersehbaren Ende abarbeitet, sind so altbekannt wie das etablierte Ensemble, allerdings merklich weniger patent. Der ermüdende mut- und einfallslose Revanche-Mission praktiziert ausgerechnet jene Verniedlichung von Senioren, die sie zu widerlegen vorgibt. Zudem ist das Tempo so betulich wie das des Rollators, mit dem die rüstige Dame durch die Gegend kurvt.
Selbst wenn Malcolm McDowells Cameo – das Vergnüglichste an der konventionellen Komödie – die Chance zu einem differenzierteren Gesellschaftskommentar gibt als dem, dass die Alten es Nichtrauchern haben, flüchtete die uninspirierte Inszenierung in bourgeoise Bias. So geriatrisch kann junges Kino sein.
Regie und Drehbuch: Josh Margolin, Darsteller: June Squibb, Fred Hechinger, Parker Posey, Clark Gregg, Hilda Boulware, Chase Kim, Richard Roundtree, Filmlänge: 98 Minuten, Kinostart: 21.11.2024