Drive-Away Dolls
Ethan Coen, die eine Hälfte des legendären Regieduos der Coen-Brüder, kehrt mit einem Solo-Ausflug ins Kino zurück, der wie ein lascher Abklatsch eines Coen-Brüder-Films wirkt – und trotzdem sympathisch unterhält. Drive-Away Dolls heißt dieser Film. Und darum geht’s:
Die beiden befreundeten Lesben Jamie (Margaret Qualley) und Marian (Geraldine Viswanathan) gehen nach einer Trennung von Jamie auf einen gemeinsamen Roadtrip nach Tallahassee. Als sie einen Wagen dafür mieten wollen, verwechselt der schusselige Verleiher Curlie (Bill Camp) die beiden mit zwei Gangstern auf geheimer Mission. Ohne es zu ahnen sind Jamie und Marian mit heißer Ware in ihrem Wagen unterwegs und werden ab nun von Gangstern (Joey Slotnick, C.J. Wilson) verfolgt.
Drive-Away Dolls lebt vor allem von der hervorragenden Chemie der beiden jungen Hauptdarstellerinnen Margaret Qualley und Geraldine Viswanathan. Die beiden spielen entzückend, sympathisch und mit großer Spiellaune. Auch der Rest des Ensembles wirkt bestens aufgelegt. Und das rettet Drive-Away Dolls (immer wieder) vor dem Abgrund. Denn der größte Feind dieses Films sind seine eigenen Macher.
Ethan Coen schrieb das Drehbuch zusammen mit seiner Frau Tricia Cooke, die seit Miller’s Crossing für die Coen-Brüder editiert und co-produziert. Was die beiden da zusammen fabriziert haben, wirkt wie ein verworfenes Drehbuch der Farrelly-Brüder (Verrückt nach Mary, Schwer verliebt, etc.). Es ist alles unglaublich albern, derb und immer wieder auch geradezu unangenehm zotig. Ob das Szenario, das sich dieses betagte (heterosexuelle) Paar für zwei junge lesbische Frauen ausgedacht hat von der Community gut aufgenommen wird, darf bezweifelt werden.
Über weite Strecken wirkt Drive-Away Dolls wie eine schwaches Rip-Off von Fargo. Die beiden Verfolger erinnern zumindest stark an Steve Buscemi und Peter Stormare. Und die Auflösung, was die beiden Mädchen da im Gepäck haben, ist so unglaubwürdig wie dämlich. Und ergibt letztlich auch überhaupt keinen Sinn.
Und dennoch hat der Film einen unleugbaren Unterhaltungswert und Charme, der eben nicht zuletzt den Darstellerinnen zuzuschreiben ist. Außerdem hat der Streifen dem Titel entsprechend auch ordentlich Drive. Mit gerademal 84 Minuten Laufzeit gibt es keine Zeit für Langeweile. Für einen kurzweiligen Filmabend reicht es also alle mal. Beim nächsten Mal sollte Ethan Coen allerdings dringend wieder seinen Bruder Joel als Korrektiv mit an den Schreibtisch nehmen.
Regie: Ethan Coen, Drehbuch: Ethan Coen, Tricia Cooke, Darsteller: Margaret Qualley, Geraldine Viswanathan, Joey Slotnick, C.J. Wilson, Beanie Feldstein, Bill Camp, Matt Damon, Filmlänge: 84 Minuten, Kinostart: 07.03.2024