Aquaman: Lost Kingdom
Oh weia! Na gut, gehen wir’s an. Der erste Aquaman-Film aus 2018 war eine angenehme Überraschung auf ganzer Linie. Nachdem das DC-Film-Universum dank einer Menge Zack-Snyder-Gurken (etwa Batman v Superman, Justice League) nicht so richtig abheben konnte, schickte sich Regisseur James Wan an, vieles anders zu machen. Mehr bunt, mehr Witz, mehr Herz war die Devise. Und die Rechnung ging auf. Aquaman ist zwar kein Meisterwerk geworden, aber gemessen an allen Vorgänger-Filmen des Franchises, handelte es sich um einen richtig netten Superheldenfilm. Das wurde auch an der Kinokassa belohnt. Aquaman ist der einzige der DCEU-Filme, der die Milliardenmarke knacken konnte.
Nun ist 2018 aber schon eine ganze Weile her. Die Welt hat sich seitdem nicht unerheblich verändert. Und auch das Filmgeschäft ist davon betroffen. Während 2018 Superhelden-Filme die Kinocharts dominiert haben, locken sie 2023 kaum noch jemand ins Kino. Ausnahmefälle wie Guardians of the Galaxy Vol. 3 nicht mitgerechnet. Doch nicht nur das Publikum bleibt weg – auch die Kritiken fallen zunehmend harscher aus. Nicht alle dieser Filme haben das tatsächlich verdient. Der Megaflop The Flash etwa war ein grundsolider Film. Im Falle der Fortsetzung Aquaman: Lost Kingdom haben wir es jedoch mit einem echten Rohrkrepierer zutun.
Es geht um Arthur Curry (Jason Momoa), der nun verheiratet mit Mera (Amber Heard) ist. Die beiden haben einen Sohn und Arthur ist jetzt König von Atlantis. Sein Erzfeind Black Manta findet bei einer Unterwassertour ein dämonisches Zepter, welches ihm ungeahnte Kräfte verleiht. Nun bläst er zum Halali gegen Atlantis. Und Arthur kann seine Leute nur mit Hilfe seines in Ungnade gefallenen Bruders Orm (Patrick Wilson) retten.
Nicht alles an Aquaman: Lost Kingdom ist eine Katastrophe. Die CGI ist es allerdings. Ein Problem, das wir aus den letzten Jahren von fast allen Greenscreen-Filmen kennen. Was ist denn da los? Die Effekte sind schlimmer, als so mancher B-Film der 90er Jahre. Alles sieht künstlich, unecht, leblos und/oder kitschig aus. Aber das ist noch nicht mal das Hauptproblem.
Aquaman: Lost Kingdom ist ein vollkommen lieblos hin geblasener Furz, der ohne jeden Unterhaltungswert eine uninspirierte Action-Sequenz an die nächste reiht. Zum Misslingen dieses Projekts kann man weder die Darsteller noch den Regisseur verantwortlich machen. Die versuchen alle noch ihr Bestes aus diesem seelenlosen Mist heraus zu zaubern. Nein, dafür müssen die Produzenten und der Drehbuchautor voll den Kopf hinhalten, die durch eine Mischung aus Faulheit und Arroganz geglaubt haben, dass es echt eine geile Idee ist, einen so unterdurchschnittlichen Schmafu auf die Leute loszulassen. Und das alles bei einem kolportierten Budget von 205 Millionen Dollar. Autsch!
Hinzu kommt, der Ärger, der wohl am Set stattgefunden hat. Amber Heard hatte soeben den Prozess gegen ihren Ex-Mann Johnny Depp verloren. Es gab Petitionen, die forderten, dass ihre Figur komplett nachbesetzt wird. Was im Rückblick für alle Beteiligten vielleicht sogar die bessere Idee gewesen wäre. Stattdessen entschied man sich Heard zu behalten. Diese klagte im Nachhinein über Mobbing beim Dreh, vor allem durch Hauptdarsteller Jason Momoa. Dann wurden im Schneideraum etliche ihrer Szenen entfernt. Es kam zu Nachdrehs, Verschiebungen, etc. Und all das sieht man dem fertigen Film nun auch an.
Klar – nüchtern betrachtet kann man sagen, es gibt schlimmere und schlechtere Filme als Aquaman: Lost Kingdom. Aber so viele sind es gar nicht, vor allem nicht in diesem Preissegment. Und zusammen mit The Marvels ist dieses Werk ein weiterer Sargnagel für das Genre des Superheldenfilms.
Regie: James Wan, Drehbuch: David Leslie, Johnson-McGoldrick, Darsteller: Jason Momoa, Patrick Wilson, Amber Heard, Yahya Abdul-Mateen II, Nicole Kidman, Dolph Lundgren, Filmlänge: 124 Minuten, Kinostart: 21.12.2023