Elvis
“I am the man who gave the world Elvis Presley”, krächzt ein unter Make-up-Massen begrabener Tom Hanks als manipulativer Colonel Tom Parker in Baz Luhrmans pompöser Pop-Rock-Oper, als spräche er für den Regisseur. Dessen Non-Stop-Nummernrevue rotiert wie die visuell oft beschworene Schallplatte in Hochgeschwindigkeit um sich selbst.
Der vermeintliche Protagonist ist eine wandelnde Playlist voll Pomade und Pailletten, die hier so sauber, brav und naiv erscheint wie in der Vermarktungsstrategie seines monströsen Managers, dem wahren Hauptcharakter der oberflächlichen Oldie-Show. Nur passt Luhrman den Titelcharakter (Austin Butler) der gegenwärtigen physischen und politischen Etikette an.
Dass Elvis seine Hits von farbigen Musiker*innen wie Big Mama Thornton klaute, wird als bürgerrechtlicher Aktivismus hingestellt. Sein von der queeren Community abgeguckter Stil scheint umgekehrt queeren Selbstverwirklichung zu inspirieren. Statt seiner in einem Hausbesuch bei Richard Nixon gipfelnden republikanischen Sympathien sieht man Elvis über die Ermordung Martin Luther Kings und Robert Kennedys Tränen vergießen.
Dass seine zur Kostümstaffage reduzierte Gattin Priscilla (Olivia DeJonge) zu Beginn der Beziehung gerade 14 war, wird genauso verschleiert wie der kreative Niedergang, körperliche Verfall und peinliche Toiletten-Tod des idealisierten Idols, dessen materielle Ausbeutung Luhrmans filmisch fortsetzt. Hinter hysterischer Huldigung gärt kommerzieller Zynismus.
Regie: Baz Luhrman, Drehbuch: Baz Luhrmann, Sam Bromell, Craig Pearce, Jeremy Doner, Darsteller: Austin Butler, Tom Hanks, Olivia DeJonge, Dacre Montgomery, Kodi Smit-McPhee, David Wenham, Filmlänge: 159 Minuten, Kinostart: 24.06.2022