Gretel & Hänsel
Die meisten kennen die Geschichte von Hänsel und Gretel, aber nicht so, wie Osgood Perkins sie in Gretel & Hänsel erzählt, der hier wohl versucht den ominösen Schrecken von The Witch mit dem Metaphysischen von Terrence Malick zu verbinden.
Die junge Gretel (Sophia Lillis) und ihr kleiner Bruder Hänsel (Sammy Leakey) sehen sich bei der Suche nach Nahrung und Arbeit gezwungen das Elternhaus zu verlassen und in die weite Welt hinaus zu ziehen. Sie irren umher und verlaufen sich in einem finsteren Wald. Dort stoßen sie auf die Hütte einer alten, freundlich wirkenden Frau (Alice Krige) und finden bei ihr Unterschlupf. Aber, wie bei Märchen halt so üblich, trügt der Schein und bald verschwindet die Freude über die herrlichen Festmähler und an dessen Stelle treten mysteriöse Vorkommnisse, die den Geschwistern, allen voran Gretel, bald klar machen, dass hier etwas böses lauert.
Rein vom visuellen her kann man Gretel & Hänsel nichts vorwerfen, Osgood Perkins kreiert wunderbare Einstellungen und atmosphärische Bilder, durch die er seine Figuren wandern lässt und die seine Geschichte vorantreiben sollen. Optisch gibt es hier allerlei zu bestaunen, doch damit hat es sich auch schon. Gretel & Hänsel ist ein Horrorfilm, der jedoch keinerlei Angst oder Schrecken im Zuschauer hervorrufen kann. Die beeindruckende Bildsprache verkommt zu einer simplen Kulisse, durch die vor allem Gretel wandert, spaziert, zu Fuß geht, herum steht, durch die Gegend blickt, sich umschaut, etc. ohne darin etwas von inhaltlicher Relevanz zu vollführen. Überhaupt scheint der Film eigentlich herzlich wenig zu erzählen, sondern schwelgt lieber in seinen fantastischen Bildern und legt wenig Wert auf Spannung, Figurenentwicklung, eine Geschichte oder schlichtweg auf Unterhaltung.
Während Perkins sich mit den Aufnahmen bemüht die Stimmung des grandiosen The Witch nachzuahmen, hat er inhaltlich jedoch die fragwürdige Entscheidung getroffen, das ganze wie einen esoterischen Terrence Malick-Film zu erzählen. Gut, wenn man auf die Werke von Malick steht und mit ihnen etwas anfangen kann, dann ist es durchaus möglich, dass Gretel & Hänsel tatsächlich eine willkommene Abwechslung und erfrischende Ergänzung zum Horror-Genre darstellt. Bei wem das nicht so ist, der wird mit dieser Neuinterpretation des klassischen Märchens so seine liebe Not haben, denn Gretel & Hänsel ist eigentlich weder spannend, noch auf irgendeine Art und Weise emotional involvierend – diesen Zuschauern bleiben dann zumindest die schönen Bilder.
Regie: Osgood Perkins, Drehbuch: Rob Hayes, Darsteller: Sophia Lillis, Sammy Leakey, Alice Krige, Jessica De Gouw, Fiona O’Shaughnessy, Filmlänge: 86 Minuten, Kinostart: 09.07.2020