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Festival der Nationen 2018 – 2. Akt

Am Dienstagmorgen wird das Publikum mit einem Film des BRG Fadingerstraße aus Linz konfrontiert. Mannegreen nimmt sich dem Phänomen der Mannequin Challenge, dem Erstarren an Ort und Stelle, an und verarbeitet es zu einem vierminütigen Werk. Die Schüler realisierten ihr Projekt ohne genaues Konzept an einem einzigen Tag und fügten die verwendeten Musikstücke erst in den fertig geschnittenen Film ein. Die elegische Kameraführung könnte man, laut einem zuvorkommenden Input aus der Jury, durch eine erhöhte Geschwindigkeit der Sequenz kaschieren. Das intelligente Musikvideo Fynn kann kurz darauf mit einem fantastisch animierten Alter Ego des Künstlers aufwarten und verlangt aufgrund seiner Komplexität nach mehreren Sichtungen. Auch der herrlich selbstironische, aber etwas zu lange, Beitrag CSL, zu Deutsch Christoph Schwarz Loge, bereitet Freude und dokumentiert die skurrile Entstehung eines Netzwerks mit diversen Namensvettern.

Nachmittags ist ein ganzer Block für den Verband Österreichischer Filmautoren vorgesehen. Dieser wird sogleich mit Sonja Stegers berührender Dokumentation Unter dem Schutz des Regenbogens eröffnet und zeigt einen bemühten Pater, der den Straßenkindern von La Paz ein besseres Leben ermöglichen möchte. Dabei fällt vor allem auf, wie viel Zeit und Geduld sich die Regisseurin für die einzelnen Schicksale nimmt. Das perfekte Kontrastprogramm findet man anschließend in der Satire Das Ende der Zukunft von Harald Scholz. In dieser wahrhaftigen Fantasiebombe verkörpert der Regisseur alle Rollen selbst, was den Film im Zusammenspiel mit seinen schrillen Ideen zum verrücktesten des gesamten Festivals macht. Dry West, eine charmant umgesetzte Komödie im Westerngewand, ist zum Abschluss ein Kurzfilm at its best. Das Ende kommt viel zu rasch und man möchte einfach mehr davon sehen.

Im Vorabendprogramm bekommen die Besucher neben dem verstörenden Animationsfilm H, der das apokalyptische Walten der Menschheit in zwei Minuten verpackt, den frischen A Wild Day Out aus Belgien zu Gesicht. Die Geschichte dreht sich um einen Stadtjungen, der im Wald auf zwei Freigeister in seinem Alter trifft und durch ihren Ansporn sein altes Leben hinter sich lässt. Mit der Zeit entfaltet sich eine wunderschöne Reise, die mit lobenswerten jungen Mimen besetzt ist.

Der abschließende Block hält außerdem Fuck You Very Much des deutschen Regisseurs Fabian Döring bereit. Hier versucht sich eine unsichere Frau von ihrem kontrollierenden Freund loszusagen, was in einem wirklich tollen Film mit charmanten Einfällen wie einem Trennungsantrag mündet. Mit dem trashig-kurzweiligen Family For Sale von Sebastien Petretti geht dann auch der dritter Tag auf dem Festival der Nationen zufriedenstellend zu Ende.