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Festival der Nationen 2018 – 3. Akt

Das Finale des Festival der Nationen steht an. Die letzten Filme werden gezeigt, es wird nochmal heftig diskutiert und zum Abschluss gefeiert.

Zur Eröffnung des Endspurts darf am folgenden Vormittag auch der Bundesverband Deutscher Filmautoren noch einige Machwerke ins Rennen schicken. Frank Lauters Tierdokumentation Im Reich des Laubfrosches bringt dem Publikum dank faszinierender Aufnahmen und einem herzlichen wie gewitzten Sprecher die Welt sowie die Eigenarten dieser Froschart näher und schafft dabei das Kunststück, nie belehrend zu wirken. Zum Abschluss dieses Themenblocks amüsieren sich die Besucher während der Komödie Tim & Tom von Lutz Gottschalk über zwei Vollpfosten, die kläglich an einem Tankstellenraub scheitern. Der Film fällt durch seine gut gewählte Musik, den Schnitt und sein angenehmes Tempo auf und bereitet pure Freude.

Der letzte Filmblock des diesjährigen Festivals beginnt mit der spanischen Dokumentation The European Dream: Serbia, die eher wie ein apokalyptischer Film inszeniert ist und im Anschluss eine hitzige Diskussion über die Notwendigkeit eines solchen Werks entfacht. Grund dazu liefert der verabscheuungswürdige Inhalt, demzufolge Flüchtlinge beziehungsweise Migranten von der ungarischen Polizei an der Grenze zu Serbien aufgegriffen und gefoltert werden. Hinzu kommen die dargestellten tristen Lebensbedingungen, denen die Geflüchteten tagtäglich ausgeliefert sind und dem Zuschauer vor Augen führen, mit welchen beschämenden Methoden Europa seine Grenzen schützt.

Auch der nachfolgende estnische Animationsfilm Modellastry von Risto Kütt bietet mit seinem schonungslosen Blick auf die Modelindustrie keine leicht verdauliche Kost und bedient sich einer intelligenten Bildsprache, um beispielsweise das gestörte Selbstbild magersüchtiger Frauen zu veranschaulichen. Jim Walkers einminütiger Italowestern Challenged kann mit seinen Close-ups und dem Shootout à la Sergio Leone punkten, kränkelt allerdings laut Jury an hörbaren Cuts. Dem Drama Ainhoa von Ivan Sainz-Pardo wird schließlich die Ehre zuteil, den krönenden Abschluss des Festivals zu bilden und nimmt sich den Problemen während der Finanzkrise in Spanien an. Der Zuschauer verfolgt hierbei die mitreißende Heldenreise des kleinen Mädchen Ainhoa und erlebt dabei eine emotionale Hochschaubahn, die zusätzlich mit einer wundervollen Symbolkraft ausgestattet ist.

Diese schiere Masse an Filmen hat merklich ihre Spuren hinterlassen und so trifft es sich ganz gut, dass nach dem letzten Block ein reichhaltiges Grillbuffet und allerlei Getränke für jeden Geschmack auf die Besucher warten. Einen kleinen Wehrmutstropfen gibt es allerdings: wegen des stürmischen Wetters kann dieses Highlight leider nicht wie geplant am Attersee stattfinden, sondern muss notgedrungen vor das Lichtspielhaus verlegt werden. Während man also in netter Gesellschaft den Abend ausklingen lässt, spielt auch die örtliche Kapelle mit kräftiger Unterstützung des Festivaldirektors Christian Gaigg groß auf und sorgt für hervorragende Stimmung. Zu später Stunde zieht es dann einige Nachteulen in eine lokale Bar, wo man sich noch den einen oder anderen Cocktail gönnt und die gemeinsame Zeit genießt.

Der letzte Tag des Festivals ist angebrochen und somit steht auch eine zweistündige Schifffahrt auf dem Programm. Doch das Wetter erweist sich ein weiteres Mal als Spielverderber und schickt der teilnehmenden Gruppe dunkle Regenwolken entgegen, die dem Attersee und seinem Umland allerdings trotzdem den besonderen Charme der Nebelberge aus Peter Jacksons Der Herr der Ringe-Trilogie verleihen. Für den Abend verwandelt sich das Kulturzentrum Lenzing schlussendlich in einen festlichen Ort, um der bevorstehenden Award Ceremony einen würdigen Rahmen zu geben. Neben Christian Gaigg und Johannes Fiala, seines Zeichens Produzent und Mitglied der Jury, lässt es sich auch der Ehrengast Gerhard Haderer, von Beruf Karikaturist, an dieser Stelle nicht nehmen, die Gäste mit seiner Laudatio auf die bevorstehende Preisverleihung einzustimmen Zuvor bleibt aber noch genügend Zeit, um sich ein letztes Mal an einem vorzüglichen Buffet beziehungsweise kühlen Getränken gütlich zu tun, auf ein gelungenes Festival der Nationen 2018 anzustoßen und danach bis spät in die Nacht zu feiern.