Justice-League-(c)-2017-Warner-Bros.(3)

Justice League

4
Action

„Everybody knows“ rezitiert Sigrid in Zack Snyders Superhelden-Get-Together den gleichnamigen Leonard-Cohen-Song, der den Pathos der Einleitungsmontage bis zum Anschlag in die Höhe treibt. Die Lyrics künden unabsichtlich sowohl von der hochgestochenen Prätention der Inszenierung als auch deren Durchschaubarkeit.

Die Unbesiegbarkeit von Batman (Ben Affleck), Superman (Henry Cavil) und Wonder Woman (Gal Gadot) ist so etabliert, dass ihr Triumph über Alien-Antagonist Steppenwolf (Ciaran Hinds) auch ohne Unterstützung von Barry Allen alias The Flash (Ezra Miller), Aquaman (Jason Mamoa) und Victor Stone AKA Cyborg (Ray Fisher) von der ersten Szene an feststeht. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass Snyders letzte Comicverfilmung Superman im Grab parkte. Das Gute stirbt nie. Everybody knows.

 

Da die Frage nach dem Kampfausgang sich nie stellt, ist der Spannungsbogen um das Schicksal der Erde und einer russischen Klischeefamilie im Grunde gar keiner. Die Handlungsdynamik hängt an der Interaktion und Entwicklung der Charaktere – beides nicht gerade Stärken von Snyder. Der holt nichts aus der zusammengestauchten Ursprungsstory von Cyborg, den sein Vater (Joe Morton) mit Alien-Technologie zu einer Mischung aus Robocop und Mega Man modifizierte. Desinteressiert abgehakt wird auch der Hintergrund von The Flash, der als jüngster Held erstmals in der Oberliga mitspielen darf. Erwartungsgemäß ist seine Aufgabe vor allem die Auflockerung der unbeholfenen ersten Hälfte mit juvenilem Humor. Davon gibt es einigen, allerdings von der unfreiwilligen Sorte.

Die meisten peinlichen Lacher kassiert Aquaman, dessen Auftritte wie ein Marketinggag für seinen eigenen Kinoauftritt 2018 wirken. Der Raub der von seinem Volk bewachten Mother Box ist kinderleicht, Aquamans Kampfbeitrag minimal und sein Kostümdesign ziemlich campy. Visuelle Schwächen, enttäuschend geringe Figurenchemie und ein holpriger Plot, lassen statt Unterhaltung höchstens der Langweile entsprungene Fragen aufkommen: ist Steppenwolf Hermann-Hesse-Fan oder steht er einfach auf 60er-Rock? Wieso ist Superman nach Monaten im Sarg taufrisch? Wieso macht die Strahlung des schrottreifen russischen Atomreaktors, in dem der Showdown stattfindet, Batman und The Flash nichts aus? Comic-Blockbuster wie Wonder Woman und Thor: Tag der Entscheidung brachten frische oder wenigstens amüsante Ideen mit. Justice League hat von Anfang an keine.

Regie: Zack Snyder, Drehbuch: Chris Terrio, Joss Whedon, Darsteller: Ben Affleck, Gal Gadot, Jason Momoa, Robin Wright, Connie Nielsen, Amy Adams, Amber Heard, Henry Cavill, Diane Lane, Ray Fisher, Ciaran Hinds, Filmlänge: 121 Minuten, Kinostart: 16.11.2017




Entdecke mehr von pressplay

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen