Planet der Affen: Survival
Ohne die preisgekrönten Effekte des Franchise fiele es womöglich leichter, Matt Reeves dritten Teil als pathetische Monumental-Seifenoper zu erkennen. Seit der hyperintelligente Primat Caesar (Andy Serkis) 2011 im vielversprechenden Auftakt des Reboots den Aufstand gegen seine Unterdrücker anführte, ging es steil bergab für die Menschheit.
Nicht nur für deren letzte überlebende Vertreter auf der Leinwand. In kurioser Analogie zur Original-Reihe wird Planet der Affen von Film zu Film schwächer in Story, Figurenentwicklung und Inszenierung. Lediglich die Präsenz bekannter Figuren wie des bedächtigen Orang-Utan Maurice (Karin Konoval) und Caesars treuem Mitstreiter Rocket (Terry Notary) erinnert noch daran, dass die zu Klischees verkommenen Protagonisten noch nicht auf Tim Burtons Planet der Affen gelandet sind.
Nicht nur der Motion-Capture-Hauptcharakter fragt sich im Laufe des überlangen Plots, was aus ihm geworden ist. Von den gesellschaftskritischen Ansätzen des ersten Teils ist in der formelhaften patriarchalischen Heldensaga nichts geblieben. Dumpfer Führerkult motiviert den Plot und die Affenbande, die 15 Jahre nach den Ereignissen des letzten Sequels unter Caesars Kommando in den Wäldern lebt, ständig in Angst vor Überraschungsangriffen der Soldaten des fanatischen Colonels (Woody Harrelson).
Für alle, die Harrelsons polierte Marlon-Brando-Glatze nicht einordnen können, steht der Titel von Reeves narrativer Blaupause Apocalypse Now in einer Szene als Graffiti an der Wand. Holzhammermäßig? Derartig penetrante Anspielungen sind geradezu subtil im Vergleich zu den Gewissensfragen, die sich den Figuren im Fünf-Minuten-Takt stellen.
Ob es um ein Menschenwaisenkind (Amiah Miller) oder den Comic-Relief-Charakter Bad Ape (Steve Zahn) geht, stets ist die Handlungsentwicklung glasklar. Co-Drehbuchautor Reeves meißelt Versatzstücke aus Kriegsfilmen, Bibelepen und Western zu einer Brachiallektion in martialischer Tugend. Caesar wird zum Heiland, der seinen Erstgeborenen opfert und wegen eines Moments der Zweifel nicht ins Gelobte Land einziehen darf.
Diverse Abtrünnige kriegen ihre Strafe, unzählige Leben einer kämpferischen Mission geopfert und in der fast ausschließlich von Männchen und Männern bevölkerten Welt erhält die einzig relevante weibliche Figur, die nicht einen Satz sagen darf, den Namen Nova. Das Deus-Ex-Machina-Ende wirkt da nur wie ein missglückter Witz ohne Pointe. Die folgt vermutlich im längst geplanten vierten Teil.
Regie: Matt Reeves, Drehbuch: Mark Bomback, Matt Reeves, Darsteller: Andy Serkis, Woody Harrelson, Steve Zahn, Toby Kebbell, Judy Greer, Filmlänge: 140 Minuten, Kinostart: 03.08.2017, www.planetderaffen.at