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Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen

5
Drama

Theodore Melfis Feel-Good-Movie illustriert lebhaft ein Stück US-Geschichte, doch das ist nicht die der brillanten NASA-Wissenschaftlerinnen aus Margot Lee Shetterlys gleichnamiger Sachbuchvorlage. Es ist die unendliche Geschichte von Hollywoods Vergangenheitsretusche.

Paternalistischer und euphemistischer als in der unbekümmerten Science-Sitcom lässt sich kaum von Vorurteilen, Diskriminierung und Obliteration erzählen. Die drei fantastischen Darstellerinnen von Mathematikgenie Katherine Johnson (Taraji P. Henson), Technikerin Mary Jackson (Janelle Monáe) und IBM-Pionierin Dorothy Vaughan (Octavia Spencer) halten den Plot trotz Kitsch und Klamauk lebendig, doch der unpassende Tenor der Inszenierung lässt keinen Raum für psychologische Tiefe. Was großartiges Emanzipationskino über die Verflechtung von Rassismus und Sexismus hätte sein können, drängt die Titelfiguren dezent an den Rand, um anderen Charakteren Platz einzuräumen.

Die sind männlich wie Johnsons Verehrer (Mahershala Ali) und Marys Bürgerrechtler-Gatte (Aldis Hodge), besser noch weiß wie Vaughns hinzuerfundene Antagonistin Mrs. Mitchell (Kirsten Dunst) und am Besten männlich und weiße wie Abteilungsleiter Al Harrison (Kevin Costner). Im Handlungsjahr 1961, als Martin Luther King im Fernsehen spricht und Rassenunruhen das Land im Griff halten, hat er offenbar nie von Rassismus gehört.

Bis Johnson ihm davon berichtet, unter Tränen natürlich, denn Melfis Protagonistinnen müssen Klischee-Eigenschaften vorführen. Jeder soll sehen, dass in den mit ach so unweiblichem Genie ausgestatteten Freundinnen trotzdem das traditionelle Rollenideal steckt. Und was ist typisch Frau? Ständig aufs Klo müssen. Das, welches Johnson benutzen darf, ist in einem entlegenen Nebengebäude. Ihre Hackenschuh-Hetze zur Toilette wird in doppeltem Sinne zum Running Gag. So lustig ist Diskriminierung!

Jedenfalls für einen weißen Mann wie den Regisseur, der vom Alltag als Mensch dritter Klasse wohl noch weniger Ahnung hat als Harrison. Der heimliche Held haut für die Gleichberechtigung eigenhändig das Schild über der Farbigen-Toilette mit dem Vorschlaghammer weg: „Keine Toiletten für Weiße mehr, keine Toiletten für Farbige mehr! Hier bei der NASA pinkeln wir alle in derselben Farbe.“ Na klar, so wird es gewesen sein. Im Film entfernt Harrison ein „colored“-Schild von Johnsons separater Kaffeekanne.

In der Realität war es sie selbst, die mit ihre Kolleginnen hartnäckig solche Schildchen entfernte, bis sie eines Tages ab blieben. Auf offizielle Anerkennung musste sie noch Jahrzehnte länger warten. Zahlreiche andere bedeutende Naturwissenschaftlerinnen und Technikerinnen tun das bis heute. Ein Triumph über Benachteiligung, wie ihn das Happy End behauptet, sieht anders aus. Ihre Story und die, die sich hinter dem schönfärberischen Unterhaltungskino verbirgt, verdient es unbedingt, erzählt zu werden – allerdings auf grundlegend andere Weise.

Regie: Theodore Melfi, Drehbuch: Theodore Melfi, Allison Schroeder, basierend auf dem Roman von Margot Lee Shetterly, Darsteller: Taraji P. Henson, Octavia Spencer, Janelle Monáe, Kevin Costner, Kirsten Dunst, Jim Parsons, Filmlänge: 127 Minuten, Kinostart: 03.02.2017, www.hiddenfigures-derfilm.at




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