Zero Time Dilemma
Eigentlich kommt es einem Wunder gleich: Kaum jemand hätte gedacht, dass die kultige Zero Escape-Reihe doch noch in die dritte Runde geht. Ein paranoider Sci-Fi-Thriller mit Escape the Room-Gameplay, der sich mit Fragen aus Quantenphysik und Philosophie auseinandersetzt ist nicht unbedingt leichte Kost für jedermann. Die letzte Ausgabe, Virtue’s Last Reward, war zudem schon gleichermaßen abgedreht. Während sich in Japan also eigentlich kaum irgendjemand für die Reihe interessiert, hat sich im Westen ein wahres Kultpublikum rund um die Titel entwickelt. Nachdem Virtue’s Last Reward nun aber eben als erster von zwei Teilen konzipiert war, war die Freude über den unerwarteten Release von Zero Time Dilemma umso größer. Eines gleich mal vorweg: Die grundsätzliche Formel ist dieselbe geblieben.
Die größten Änderungen sind wohl die Visual-Novel-Elemente, die mit mehr Text als Graphik das Spielgeschehen erklärt hatten. Stattdessen gibt es diesmal komplett in 3D gehaltene Cutscenes. Man merkt dem Spiel an, dass das Budget eher limitiert gewesen sein muss. Eine kompetente Regie sorgt aber dafür, dass trotzdem ein halbwegs erträglicher B-Movie Stil entsteht.
Die Handlung gibt den letzten Titel eigentlich schon vorweg: Auf einer isolierten Forschungseinrichtung werden neun Charaktere in ein tödliches Spiel verwickelt. Dabei kommen Drogen zum Einsatz, die das Gedächtnis löschen und so finden sich die Charaktere bei jedem Erwachen in völlig unerwarteten Positionen, für die es nicht gleich eine Erklärung gibt. Meist wird nach dem Lösen eines Puzzle-Raums dann eine schwerwiegende Entscheidung getroffen, idealerweise mit tragischem (tödlichen) Ausgang. So kann der Spieler die Handlungsabschnitte frei wählen und es entsteht eine sehr dynamische Spielstruktur: Die Story selbst wird zum Puzzle-Spiel, das der Spieler selbstständig zusammensetzen muss. Verwirrende Zeitreisen sind natürlich ebenfalls inkludiert.
Die Charaktere selbst sind großteils bekannte Gesichter, man kennt eine Vielzahl der Mitspieler aus vergangenen Ausgaben der Reihe. Das gibt dem Erzähler zwar die Möglichkeit, für Fans alle losen Enden der Reihe auf befriedigender Weise zu entknoten, nachdem das Design der neuen Charaktere aber eher gesetzt und bodenständig ist, setzt gleichzeitig ein Gefühl der Eintönigkeit ein. Die meisten Twists sind wohlbekannt und auch die Erzählstruktur selbst schlägt altbekannte Pfade ein. Nachdem auch das Setting mit Bio-Laboren, Reaktoren oder Verbrennungsanlagen schon mehrmals in der selben Form dagewesen sind, hat man beinahe das Gefühl, dass dem Schöpfer die Ideen ausgegangen.
Immerhin sind alle Umgebungen diesmal in detailliertem 3D modelliert, was aber wenig darüber hinweghilft dass der Soundtrack einfach aus Virtue’s Last Reward kopiert wurde. Insofern ist Zero Time Dilemma ein zweischneidiges Schwert: Neulinge sollte auf jeden Fall am Beginn der Reihe anfangen und einen großen Bogen um Zero Time Dilemma machen, während Veteranen von den allzu bekannten Elementen etwas enttäuscht sein könnten.
Nichtsdestotrotz handelt es sich aber um eine aufregende Auflösung einer langjährigen Spielereihe, die gegen Ende in gewohnter Weise mit hervorragend inszenierten Handlungswendungen aufwarten kann und die Langeweile gekonnt mit exzellenten Puzzle-Räumen in Zaum hält, sodass Fans trotz der Mängel zufrieden sein werden.
Plattform: 3DS (Version getestet), PC, PS Vita, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 18, Release: 28.06.2016 (3DS, PS Vita) 30.06.2016 (PC), zerotimedilemma.com