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Batman: Arkham Knight

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Action-Adventure

Mit Batman: Arkham Knight schließen die britischen Entwickler von Rocksteady Studios nun ihre großartige Action-Adventure-Reihe ab – dass dabei natürlich nochmal die Vorgänger übertrumpft werden sollen, steht außer Frage.

Bereits mit dem Erscheinen des ersten Teils, Batman: Arkham Asylum, konnte das Entwicklerstudio 2009 ein rundum gelungenes Werk abliefern, das sowohl Fans der Batman-Comic-Vorlagen, Videospieler und auch Kritiker begeisterte. Eine ausgezeichnete Rahmenhandlung, eingebettet in einer düsteren Atmosphäre, großartiges sowie innovatives Gameplay und jede Menge Langzeitmotivation durch sinnvolle (sprich: interessante) Sammelobjekte lassen Arkham Asylum auch heute als einen der besten Genrevertreter gelten. Mit der Veröffentlichung der Fortsetzung, Batman: Arkham City, folgten die Entwickler gängigen Standards: Beibehaltung funktionierender Elemente wie etwa das Kampf- bzw. Stealthsystem oder die mannigfaltigen Fortbewegungsmöglichkeiten; als logische Draufgabe natürlich eine neue, umfangreichere Story und all das in einem größeren Spielareal, welches mit einer überwältigenden Vielzahl an Riddler-„Rätsel“ und Collectibles gerade vollgestopft wurde. Trotz lediglich kleiner Anpassungen am Spielprinzip, einer neuen Spielfigur mit speziellen Fähigkeiten (Catwoman, später als DLC auch noch Robin sowie Nightwing) und einer vergleichsweise weniger kompakten, dafür ausufernden Handlung sollte auch dieser Ableger den Nerv von Testern und Spielern treffen, Auszeichungen und Lobpreisungen folgten ebenso wie beim Vorgänger – zu Recht.

Batman: Arkham Origins, der streng genommen tatsächliche dritte Teil der Serie, wurde zwar nicht von Rocksteady Studios entwickelt (Warner Bros. Games Montréal zeichnet hierfür verantwortlich), erschien zwei Jahre nach Arkham City, schöpfte ebenfalls aus dem preisgekrönten Portfolio der Vorgänger, vermischte dies jedoch mit einer etwas erzwungenen und inhaltlich inkohärenten Vorgeschichte, was zugleich auch den größten Schwachpunkt darstellte. Mit einer Riege an eher unbekannten Bösewichten aus dem Batman-Universum sollte ein mitreißender Plot schwerer zu bewerkstelligen sein, auch diverse Bugs und Recycling zahlreicher optischer und inhaltlicher Elemente konnten einen eher negativen Nachgeschmack hinterlassen.

Nun meldet sich Rocksteady mit ihrer erfolgreiche Spielereihe selbst zurück und Arkham Origins wird zugunsten der Ankündigung, die „Trilogie“ abzuschließen, gleich mal etwas unschmeichelhaft ausgeblendet. Die Problemstellung der Entwickler ist vor allem für Spieler von Arkham City offensichtlich: Wie soll nach dem überraschenden und überaus schwerwiegenden Ende des Vorgängers eine einigermaßen interessante Story vorgesetzt werden? Wie soll das ohnehin schon kaum verbesserungswürdige Gameplay nochmals getweakt werden, um Anreize zu geben, sich nochmals in die Kluft des dunkeln Rächers umzulegen? Die Antwort: Man nehme eine noch größere Welt, bastle eine neue Storyline rund um den mysteriösen, namensgebenden Antagonisten Arkham Knight und füge dann noch ein Gimmick hinzu, das eigentlich schon längst überfällig war, nämlich das Batmobil.

Aber der Reihe nach: Dem Gesetz einer Serie folgend muss jeder neue Teil mehr bieten als sein Vorgänger, wenig verwunderlich ist das nun natürlich auch in Batman: Arkham Knight der Fall. Gotham City ist nun zur Gänze frei erkundbar, drei über Brücken verbundene Inseln dürfen mit der Zeit und angelehnt an die GTA-Reihe unsicher gemacht werden. Erneut ist die Stadt von Zivilisten verlassen worden, nur die heimische Polizei, einige versprengte Feuerwehrmänner und eine Vielzahl an Superbösewichten samt namenloser, aber schlagkräftiger Gefolgschaft macht dem dunklen Ritter zu schaffen. Dies ist gleichermaßen praktisch wie auch notwendig, darf doch etwa so ungestraft mit dem neuen Batmobil Jagd auf Verbrecher gemacht werden, ohne sich um zivile Verluste Gedanken machen zu müssen. Mit Vollgas ist es nun möglich, relativ schnell und einfach von Punkt A zu B zu gelangen, wobei geparkte Fahrzeuge, Häuserfassaden, Mauervorsprünge oder Leitplanken effektreich niedergewalzt werden können. Zusätzlich lässt sich das Gefährt via Schultertaste zu einem Panzer-ähnlichen Ungetüm verwandeln, das mit einem Maschinengewehr und einer 60mm Kanone ausgestattet ist, um gepanzerte Drohnen aus dem Weg zu räumen. Einfache Gegner werden übrigens elektrisiert oder mittels (automatisch umgeschaltener) Gummigeschoss-Munition außer Gefecht gesetzt – immerhin ist Batman ja nicht der Punisher oder in Mordor unterwegs. So unterhaltsam die Verwendung des Batmobils auch anfangs sein mag, so erzwungen und mühselig gestaltet sich dessen Einsatz im Verlauf der Rahmenhandlung, auch weil die Aktionsvielfalt mit dem Vehikel eingeschränkt ist. Ein Gimmick: Nett, aber eigentlich verzichtbar (auch weil das Erreichen von weit entfernten Missionen via Hookshot und Gleitflug immer noch interessanter ist).

Das hervorragende Kampfsystem wurde größtenteils beibehalten, einige neue Gegnertypen verlangen nun alternative Strategien und zeitweise kann kooperativ zusammen mit Catwoman, Nightwing sowie Robin der Gegnerschaar Einhalt geboten werden, netterweise auch mit kombinierten Takedowns. Auch das Stealth-Gameplay (aka Predator-System) bietet wieder den gleichen Funktionsumfang wie schon die Vorgänger: Gegner anlocken oder verwirren, lautlos beseitigen, in Lüftungsschächten oder unter Bodenplatten auf den geeigneten Moment dazu warten – alles schon gesehen. Einige Gadgets wie der Stimmmodulator, mit dem via Sprachveränderung Gegner dirigiert werden können, sorgen für etwas mehr Abwechslung, leider sind die größtenteils immer frei zugänglichen, auf der Karte verstreuten Areal etwas einfallslos und zudem rar. Die aus den Vorgänger bekannten Challenge-Räume wurden zugunsten von sogenannten AR-Challenges ausgewechselt, sind aber – wenn auch etwas weniger unterhaltsam – vorhanden.

Überraschend stimmig und durchdacht präsentiert sich die Haupthandlung selbst: Oberbösewicht von Batman: Arkham Knight ist nun Scarecrow, der mit Hilfe einer Armee unter Führung des enigmatischen Arkham Knight sein allseits bekanntes Angst-und-Panik-Attacken-auslösendes Gas in ganz Gotham City verbreiten will. Ohne zuviel vorweg zu nehmen: Die Story zählt mit seinen unvorhergesehenen Wendungen und so manch großartiger Idee sicherlich zu der Besten der Arkham-Serie. Auch auf die Kritik, dass die Bosskämpfe in den Vorgänger eher mühselig waren, wurde eingegangen, nämlich mit einer fast kompletten Entfernung derselben. Dennoch: Gerade ein finaler Bosskampf, der zudem mittels Batmobil zu bewältigen ist, zählt zu den ödesten und mühseligsten überhaupt. Naja. Nicht minder frech mutet da schon das Ende an sich an: Um nach der finalen Mission der Haupthandlung quasi noch das „wirklich“ abschließende Ende sehen zu wollen, müssen alle Nebenmissionen – auch die 243 Riddler-Collectibles – gesammelt bzw. absolviert werden, was weniger Vergnügen als mühselige Suche bedeutet (es wäre interessant zu erfahren, welcher Prozentsatz an Spielern sich dieser Aufgabe tatsächlich annehmen, wir spekulieren: nicht viele).

So bleibt als Fazit anzumerken, dass die Entscheidung, die Arkham-Reihe mit Batman: Arkham Knight zu beenden, sicherlich eine kluge ist. Mit zunehmender Spieldauer findet man zwar (wieder) Gefallen an den umfangreichen Möglichkeiten, die unerschöpfliche Gegnerschaar Gotham Citys auszuschalten, jedoch macht sich auch eine gewisse Ermüdung angesichts der sich langsam ausbreitenden Monotonie breit. Sicher: In Sachen Präsentation wird Auge und Ohr des Spielers verwöhnt, wodurch man so manche Mängel gerne vergessen mag. Auch die schiere Anzahl an Sidequests, zu entschärfenden Minen, zurückzuerobernden Straßenabschnitten, verhörbaren Schlägern, AR-Challenges, auffindbaren Riddler-Rätseln, -Trophäen sowie -Objekten fesselt (wahnsinnige?) Komplettisten über Tage oder Wochen hinweg an den Titel. Dennoch bleibt rückblickend der Eindruck, dass die Serie ihren Zenit nun überschritten hat und es sich hier um eine letzte – sicherlich kompetent gemachte und doch unterhaltsame – Ansammlung an Material handelt, die noch in die Hände des geneigten Spielers gedrückt gehört. (Mehr PS4-Bildmaterial – Achtung Spoiler von Anfang bis Ende – gibt es übrigens auf unserem Flickr-Account)

Plattform: PS4 (Version getestet), Xbox One, PC, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 18, Release: 23.06.2015, www.batmanarkhamknight.com