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All we are – All we are

9
Indie-Pop

All we are. Und was wäre das? Eins vor allen Dingen: smooth.

Das Trio aus Liverpool veröffentlicht nun, Anfang Februar, sein erstes Studioalbum – auch wenn die erste Single daraus, Feel safe, eigentlich schon vor gut einem Jahr fertiggestellt wurde. Deshalb wäre eigentlich die zweite Auskoppelung, Keep me alive, als Release-Song zu betrachten.

Bunt zusammengewürfelt präsentiert sich zwar nicht die musikalische Grundstimmung des Albums, jedoch der Background der Bandmitglieder: Drummer Richard ‘O Flynn kommt ursprünglich aus Irland, Bassistin Guro Gikling aus Norwegen, Gitarrist Luiz Santos aus Brasilien. Wie lernt man sich da in Liverpool kennen und beschließt, gemeinsam Musik zu machen? Die Universität Liverpool hat den melting pot dafür geboten.

Unruhe bzw. ein steter Ortswechsel scheint aber nach wie vor maßgeblich auch für die musikalische Entwicklung der Gruppe – und jetzt des neuen Albums – zu sein: startete man erste recording sessions in einer einsamen norwegischen Hütte, führten die Wege schließlich all over England, nach North Wales, Liverpool und schließlich, um den Sack zuzumachen und die Produktion abzuschließen, nach London. Produzent Dan Carey (der sich unter anderem auch um die Babies von Hot Chip, M. I. A. oder Bat for Lashes kümmert), hat es dann schließlich geschafft, dieses spannende sowie tief verträumte Newcomer-Projekt auf Vinyl zu pressen.

Selbst bezeichnet die Band ihre Musikrichtung als „Psychedelic Boogie“ – doch das Album mit einer Genrezuordnung greifen zu wollen gleicht dem Versuch, sich einen Stern vom Himmel zu angeln. Spürt man neben dem gemeinsamen Interesse für feine Hiphop-Beats und R’n’B-Strukturen vor allem beinahe verklärte, bewusstseinserweiternde Psychodelica, mischt sich hin- und wieder aber genauso eine Spur Indierock hinein. Und ein bisschen Folk. Und, not to forget: eine ganz große Portion Dreamwave. Einigen wir uns also auf psychodelischer Dreamfolk. Sofern es das noch nicht gibt, Gratulation.

Es ist im Grunde genommen auch egal, die quasi Nichtverortung ihrer Musik bzw. das Nichteinordnen ihrer Platte in ein bestimmtes Genre lässt diese gleich noch um einen Deut leichter, ungreifbarer erscheinen. Die Metapher einer nordischen Waldelfe möchte einem da vor Augen schießen, die sich im oftmals eingesetzten Dreigesang aller Bandmitglieder zischend und verzaubernd wiederfindet.

Nicht nur aber vor allem „Keep me alive“ ist wohl eines der schönsten Stücke dieses späten Winters. Das wunderbare Video dazu stützt nur einmal mehr die phantastische Traumwelt, die von All we are hier anhand gesteigerter Falsettstimme und dem hauptsächlich im Duett gesungenen Stück entworfen wird. Guro Gikling klingt beinahe schon wie Florence Welsh zu ihren besten Zeiten – und in diesen zwar wunderschönen aber in keinem Fall kitschigen Text muss man sich eigentlich ziemlich rasch verlieben. Come on, sing along: Need you baby, to keep me alive.

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