Frequency Festival 2014 Parov Stelar © pressplay, Patrick Steiner (4)

Frequency Festival 2014: Grande Finale mit Editors, Travis, Parov Stelar und Co.

Der letzte Tag bei solch einem großangelegten und sich mittlerweile eigentlich schon – alle pre-Parties mit eingerechnet – über eine Woche dahinziehenden Festival ist ja eine zweischneidige Angelegenheit.

Einerseits ist die Wehmut groß, the end is near, Torschlusspanik, nenne man es, wie man will. Andererseits sollen noch einmal alle letzten Kraftreserven ausgekitzelt werden, das letzte Bier gekippt, der unangenehmste aller Anmachsprüche der schönsten Frau vor den Latz geknallt, die dreckigen Socken noch einmal angezogen werden. Tag vier also.

Verdammt dazu, in der doch eher einer Dopehöhle ähnelnden Gruft namens Weekender Stage zu spielen, während draußen doch endlich einmal die ersehnte Sonne schien, präsentierten sich die New Yorker Bear Hands zum ersten Mal einem österreichischen Publikum. Trotz solider Show, die mit ihrer aktuellen Single „Giants“ schön und stimmig abgeschlossen wurde, verhielt sich das Publikum dann doch eher wie in Trance verfallen. Schieben wir’s einfach auf die viel zu finstere Atmosphäre.

Draußen ging es dann schon feiner zu: Nach der Kyle Gass Band gastierten wieder einmal die Subways in St. Pölten, ein Heimspiel quasi, sind sie doch mit dem Frequency-Publikum über die Jahre hinweg schon engstens vertraut. Dieses Vertrauen geht sogar schon so weit, dass sich Sänger Billy Lunn kurzerhand aller seiner Verkabelungen entledigt, die Gitarre zur Seite gestellt und sich einem stage dive quer durchs ganze Publikum bis hin zum Sound- und Elektronikzelt hingegeben hat. Schließlich springt er dann von dort aus sogar noch aus guten drei Meter Höhe hinein ins Publikum, mit voller Überzeugung, dass man ihn schon auffangen wird – hat man auch! Plänkeleien mit der crowd also erledigt, wird das Mikrophon schließlich weitergegeben an die Editors.

Kein langes Drumherum: Tom Smith spielt mit seiner Band ein solides Set, verschreckt zwar ab und zu durch skurrile Gestik, bringt dadurch aber auch irgendwie sein schräges Künstlertum zum Ausdruck. Außerdem haben sie eine gute Setlist gebastelt, die genau zugeschnitten war auf das, was man am letzten Tag hören wollte: Ein Gemisch aus neuen Stücken und den großen Hits, geendet wurde mit dem altehrwürdigen „Papillon“. Die erste schwierige Entscheidung des Tages folgte gleich auf dem Fuße: Kooks oder Travis? Wir haben uns für Travis entschieden, schlichtweg deshalb, weil man damit sicher niemals falsch liegen kann. Und gut so!

Fran Healy mit grauem Brausebart bot zwar einen anfangs vielleicht etwas verschreckenden Anblick, gleicht das aber in der Sekunde noch mit seiner wunderbaren Stimme wieder aus. Da wurde lauthals mitgesungen bei „Sing“, „Driftwood“ und natürlich dem immerwährenden Klassiker „Why does it always rain on me“. Als die vier Bandmitglieder dann kurz zu einer Akustik-Session – nur begleitet von Frans Gitarre – zusammenrückten und gemeinsam trällerten, war das Bild perfekt.

Wo wir an dieser Stelle auch schon bei der zweiten großen Entscheidung angekommen sind: Placebo oder Parov Stelar? Placebo als wohl der klassischste Frequency-Headliner, der sich alle Jahre wieder einmal blicken lässt, lockte dann doch etwas weniger als der österreichische Elektro-Swing DJ. Außerdem konnte man es ja nicht wissen, wird Brian Molko durchhalten oder doch wie vor zwei Jahren nach zwei Stücken von der Bühne sausen? Nun gut, wir haben ihm verziehen, und außerdem hat er gestern das ganze Set mühelos gespielt. Zurück aber zur Green Stage und zu Parov Stelar: Die sich in den letzten Jahren in der internationalen Musikszene etablierte Formation rund um DJ Marcus Füreder hat einfach das gemacht, was nötig war: Eine riesige, gut gelaunte Abschiedsparty. Einen besseren Act hätte man für den letzten Abend nicht auswählen können!

Fazit: Wir stehen aufs Frequency. Nach wie vor, letztes Jahr wie das zuvor und sicher auch noch im kommenden. Das Line Up hat heuer kühne Erwartungen übertroffen und außer (wie schon erwähnt) der Absage der Babyshambles hat uns niemand so richtig enttäuscht. Wenn man von der negativen Seite beginnen möchte. Von der positiven: Es haben uns sogar einige richtig überrascht und überzeugt. Es wurde gelacht, geweint, getanzt, gesungen, nicht genug geschlafen, zu ungesund gegessen, geliebäugelt, geschmust, nicht geduscht, tätowiert, Luftgitarre gespielt, gerangelt und gepogt, geklatscht und gejubelt und most important: die Musik geliebt.

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