RoboCop
Weder Ironman noch Terminator oder Judge Dredd aber wohl irgendwo dazwischen anzusiedeln, feiert dieser Tage eine Ikone des 80er Actionkinos ihre Wiederauferstehung und lässt es dabei ordentlich krachen.
Sich auf neue, frische Stoffe aus der Traumfabrik Hollywood zu freuen, ist schon fast verlorene Liebesmüh, angesichts der Frequenz, mit der Altbekanntes neu verfilmt wird – meist mit spektakulärem Aufwand und wenig überzeugendem Resultat. Besonders beliebt sind hier natürlich Heldenepen, die breite Publikumsschichten ansprechen und für Action, Spannung und Dramatik garantieren sollen. In die lange Reihe der frisch aufpolierten Helden darf sich nun auch der (wortwörtlich) gestählte lange Arm des Gesetzes einordnen: RoboCop. 1987 von Paul Verhoeven unter dem gleichen Titel erstmals verfilmt, steht auch der neue Cyborg-Polizist im Spannungsfeld zwischen ideologischer und mechanischer Fernsteuerung, der pflichtgemäßen und höchst effizienten Ausführung seines Berufs und der Bewahrung der eigenen Menschlichkeit und Selbstbestimmung.
Raymond Sellars (Michael Keaton), der Chef des multinationalen Waffenkonzerns OmniCorp hat ein Problem: zwar werden seine Kampfroboter bereits in Übersee erfolgreich zu „Sicherheitszwecken“ benutzt, auf heimischem Boden verhindert allerdings noch die öffentliche Meinung einen breiten Einsatz der friedensbringenden Kampfmaschinen. Eine menschliche Komponente muss hinzugefügt werden. Als der junge Polizist und Familienvater Alex Murphy (Joel Kinnaman) im Auftrag eines Waffenhändlers zum Schweigen gebracht werden soll und bei dem Anschlag auf sein Leben schwer verletzt wird, willigt seine Frau Clara (Abbie Cornish) ein, dass Alex von OmniCorp zum menschlichen Polizeiroboter umgebaut wird, um sein Leben zu retten. Alex hat nach seiner menschlich-mechanischen Wiedergeburt jedoch gleich an mehreren Fronten zu kämpfen – mit dem fremden, neuen Körper, für Resozialisation und gegen jene, die für seinen Tod verantwortlich zeichnen.
Etwas fahrig kommt RoboCop in der Neuinszenierung daher, und das liegt nicht nur an der Zergliedertheit des Protagonisten. Die Macher legen einen hohen Maßstab an, versuchen knallharte Action mit menschlichen Grundfragen und Konflikten zu synthetisieren und können weder auf der einen noch auf der anderen Seite so wirklich überzeugen. Philosophische Fragen verblassen gegenüber der letztlich recht oberflächlichen Figurenzeichnung, der konventionelle Handlungsverlauf vermittelt einen zusätzlich abgeschmackten Eindruck und für die Klassifizierung als reines Actionfeuerwerk sind die Sequenzen, in denen sich der stählerne Gesetzeshüter selbst finden muss, einfach zu lang(atmig).
Regisseur José Padilha versucht Robocop und die hinter ihm stehende Verknüpfung von Industrie und Politik als ambivalentes Biotop mit unterschiedlichen aufeinandertreffenden moralischen Ansichten und Motiven zu entwerfen, in dem die Orientierung an humanistischen Grundsätzen notwendig ist. Mit diesem Bild des fragwürdigen Helden, der keinen eigenen Fixpunkt in der Gesellschaftsordnung besitzt, sondern sich seinen Platz in der Welt immer wieder neu erkämpfen muss, ist er freilich nicht der Erste und scheut sich auch nicht davor, mehr oder weniger offen, große Bezugspunkte wie den Dark Knight oder Dredd zu zitieren. Anders als bei diesen fehlt hier allerdings der Mut zur Innovation und zu einer eigenen, unverwechselbaren Handschrift, wodurch das Endprodukt weniger stimmig und ausgeklügelt, als vielmehr beliebig und abgekupfert erscheint. Da helfen auch ironische Seitenhiebe auf rechtskonservative Stimmungsmacher, vertreten durch Samuel L. Jackson, der den Moderator eines alles anderen als unabhängigen Nachrichtensenders gibt, nichts.
RoboCop anno 2014 kann dem Sci-Fi Actiongenre nichts Neues hinzufügen und lässt gegenüber dem Original vor allem hinsichtlich Härte und Kompromisslosigkeit zu wünschen übrig. Geboten wird zwar ganz solide Action mit gesellschaftskritischen Ansätzen, der etwas blass wirkende Protagonist, die inkonsequente Inszenierung und zwischenzeitliche Längen sorgen aber letztendlich für wenig Nachhaltigkeit. Für einen Popcorn-Kinoabend okay, in die Annalen des Genres wird das Remake aber nicht eingehen.
Regie: José Padilha, Drehbuch: Joshua Zetumer, Darsteller: Joel Kinnaman, Gary Oldman, Abbie Cornish, Michael Keaton, Samuel L. Jackson, Laufzeit: 118 Minuten, Kinostart: 07.02.2014, www.robocop.com