Video Kritik: Broken Age

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Adventure

Eine große Verantwortung lastet auf den Schultern von Tim Schafers Spielestudio Double Fine. Als das experimentelle Kickstarter Projekt Double Fine Adventure 3.3 Millionen Dollar abräumt, schwingt eine Welle der Euphorie durch das Netz.

Da wollen uns Publisher seit Jahren glaubhaft machen, dass wir keine Adventures spielen wollen. Wer das Portfolio der Kreativfabrik Tim Schafers kennt, der weiß, wie sehr man sich dort seit vielen Jahren bemüht, die Grundsätze des Genres auch mit dem Murren herkömmlichen Publisher irgendwie am Leben zu erhalten. Kaum jemand verdient es also mehr, das Budget und die Unterstützung tausender Fans zu erhalten um damit ein Adventure der alten Schule produzieren zu dürfen. Nun kommt also der erste Teil des Projekts heraus und das Publikum darf gespannt sein.

Gleich vorweg: Broken Age versucht nicht das Adventure-Genre neu zu beleben und mit einem modernen Ansatz in die jetzige Zeit zu überführen. Das Spiel versucht auch nicht, als bestes Adventure aller Zeiten alles bisher dagewesene zu übertrumpfen. Legt man die enorme Erwartungshaltung, die der ungebremste Internet-Hypetrain erzeugt hat, also erstmal ab, so offenbart Broken Age gekonnt mit ruhigen Schritten seine Qualitäten.

Vor allem die Struktur der Erzählung zeichnet den Titel aus. Als Spieler erlebt man zwei gegensätzliche Geschichten: Einmal ein Sci-Fi Abenteuer im Weltraum und einmal ein Fantasy-Märchen auf dem Boden der Tatsachen. Jederzeit kann zwischen den beiden Szenarien gewechselt werden – ein System, das in der Theorie das klassische Grauen des Steckenbleibens entschärft, in der Praxis stammen die meisten Rätsel aber ohnehin eher aus der Schublade für Aufwärmübungen.

Während Broken Age zu Beginn wie eine völlig willkürlich zusammengewürfelte Sammlung absurder Spielszenarien wirkt, entwickelt sich die Spielfreude vor allem durch die Kunstfertigkeit, mit der Tim Schafer Szenario für Szenario zu einem kohärenten Ganzen zusammenknüpft. Am Ende steht nicht nur ein interessanter Twist, sondern vor allem eine faszinierende Welt, die irgendwann auf dem Weg ganz unaufdringlich zu einem einzigen Geflecht zusammengewachsen ist.

Die Präsentation des entspannten Titels ist zauberhaft und spart nicht mit visuell ansprechenden Szenerien und einem beeindruckenden Soundtrack. Die Atmosphäre die das Spiel schafft ist dezent verträumt, so gar nicht das was ein herkömmlicher Publisher unter einem Blockbuster-Titel versteht und so kann man den ersten Akt von Broken Age zweifellos als erfrischenden Entrée einer Zukunft bezeichnen, in der aller Hoffnung nach wieder mehr Platz für mutige Ideen und persönlichere Spielerlebnisse sein wird.

Plattform: PC (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): KA, Release: 14.01.2014, www.brokenagegame.com