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Adams Ende

5
Drama

Dass es nicht sonderlich viel Budget braucht, um möglichst wirkungsvoll zu inszenieren, wie unschön sich eine im Endstadium dahinschleppende Beziehung anfühlt, das beweist Regisseur Richard Wilhelmer mit seinem Spielfilmdebüt ohne Zweifel…

Im Zentrum einer ausgewachsenen Krise stagniert hier der junge Adam, gespielt von Robert Stadlober. Zwar führt er bereits ein recht anständiges Erwachsenenleben inklusive konstantem Job und langjähriger Partnerschaft – doch ist die längst unter den Gefrierpunkt geschlitterte Gewohnheitszweisamkeit mit Anna wahrlich kaum noch zu ertragen und Adam fühlt sich ohnehin viel eher hingezogen zu seinem unbeschwert in den Tag hineinlebenden Freund Conrad. Als dann auch noch Annas beste Freundin Carmen auf das Spielfeld gezogen und von Conrad sogleich anvisiert wird, gerät plötzlich alles ins Schwanken. So mutiert ein gemeinsamer Pärchenurlaub im Haus am See schon bald zum lichterloh brennenden Beziehungsgeflecht, durch die Fassade von Conrads leichtbeschwingtem Singledasein beißt sich aggressive Verzweiflung ans Tageslicht und der zunehmend in die Enge getriebene Adam fasst einen radikalen Entschluss…

Adams Ende erzählt nicht nur von scheiternden Beziehungen, Eifersucht und Verwirrungen über die eigene sexuelle Orientierung, sondern auch vom emotionalen Verlorensein einer ganzen Generation – irgendwie zumindest. Denn um was es hier eigentlich wirklich geht, das wird mit dem Fortschreiten der Handlung immer undurchschaubarer. So erinnert die teils beklemmende, teils komische Atmosphäre, die jeden Hauch von Zuversicht schnell wieder zu ersticken weiß und sich mit Hilfe von kleinen verstörenden Momenten zunehmend verdichtet, fast ein wenig an einen David Lynch oder Michael Haneke.

Richard Wilhelmer lässt den anfänglichen Realismus nach und nach von Überzeichnung und beunruhigender Absurdität ablösen, schmückt die Fernsehscheibe in Adams Wohnzimmer mit plakativen Metaphern aus und irritiert mit vergnüglicher, großteils kontrapunktisch zur sich zuspitzenden Spannung eingesetzter Barockmusik (inklusive Henry Purcells immer wirkungsstarkem Cold Song). Schon bald durchblickt man weder, worauf das unberechenbare Geschehen zusteuert, noch wem hier eigentlich zu trauen ist.

So wunderbar reizvoll das undurchsichtige Erzählen und die zunehmend bedrohliche Atmosphäre jedoch auch sein mögen, so ernüchternd verhält es sich leider mit dem letzten Drittel von Adams Ende, in dem Wilhelmer überraschend das gewählte Genre über seine Grenzen springen und das Beziehungsdrama eine etwas zu psychopathische Richtung einschlagen lässt. Denn die hiermit wohl beabsichtigte Irreführung der Zuschauer geht nicht so ganz auf, für die glaubhafte Nachvollziehbarkeit der letzten Geschehnisse im Film fehlt es schlicht an ausgereifter Figurenmotivation und Logik. Wirklich bedauernswert ist es auch, dass die Erzählung zwar zwischen den einzelnen Figuren hin- und herwechselt, die beiden weiblichen Protagonisten dabei jedoch viel zu kurz kommen.

Adams Ende ist ein seltsamer kleiner Film und beweist trotz einiger Schwächen doch immerhin, dass sich der erst 27-jährige österreichische Nachwuchsregisseur Richard Wilhelmer auf einem vielversprechenden Weg befindet.

Regie & Drehbuch: Richard Wilhelmer, Darsteller: Robert Stadlober, David Winter, Eva-Maria May, Paula Kalenberg, Laufzeit: 81 Minuten, Kinostart: 14. 10. 2011