Der-Biber-©-2011-Constantin

The Beaver

5
Tragikomödie

Nach Philip Seymour Hoffman (Jack in Love) und Tom Hanks (Larry Crowne) kommt nun ein dritter Film, bei welchem ein Hollywood-Star, den man in erster Linie durch seine Arbeit vor der Kamera kennen, gleich selbst Regie führt. Jodie Foster inszeniert die Tragikkomödie Der Biber und Nein, es geht diesmal um das Tier und nicht um den singende Teenie. Mit Das Wunderkind Tate hat Foster ja schon bewiesen, dass sie eigentlich recht passable Regiearbeit leisten kann. Allerdings nur kann. Walter Black (Mel Gibson) ist schwer depressiv, vernachlässigt  seine Frau und vor allem seine Kinder (Anton Yelchin und Riley Thomas Stewart). Seine Tage bestehen aus Schlafen, saufen, noch mehr schlafen und noch mehr saufen. Wer hätte angesichts dessen gedacht, dass gerade eine aus dem Müll gefischte Biber-Handpuppe sein Familienleben und sein vor dem Konkurs stehendes Geschäft rettet? Doch bald wird Walter klar, dass er sich dem Puppenfreund entledigen muss, um wirklich gesund zu werden.

Jodie Foster tischt hier wirklich schwere Kost auf. Einerseits sind die Themen alles andere als einfach: Depression, Selbstmord, Wahnsinn, Verzweiflung und Aussichtslosigkeit auf der Seite der Eltern, Liebeskummer, posttraumatische Verdrängungen und Selbstfindungsprobleme auf der Seite der Jugendlichen. Starke Themen mit starkem Potential. Schmackhaft möchte sie das Ganze durch die stimmigen und berühmten Besetzung machen – allen voran natürlich sie selbst und Gibson, aber auch Sohn Porter (Anton Yelchin) und dessen Schwarm Norah (Jennifer Lawrence) können überzeugen.

Genießbar ist The Beaver leider nicht wirklich. Jodie Foster kann sich nicht entscheiden, ob Walter Blacks Geschichte mehr Drama oder doch mehr Komödie sein soll. Wenn ein Mann Ende 50 permanent mit einer Handpuppe durch die Gegend läuft und mit dieser bzw. durch diese spricht, kann das möglicherweise lächerlich wirken – das tut es leider auch. Schnell ist man verwirrt: Soll man nun schmunzeln, oder eher Mitgefühl zeigen? Kann man darüber lachen, oder weckt es in einem selbst gewisse Ängste? Die fehlende Entscheidungsfreudigkeit der Regie wirkt sich dementsprechend auch auf  das Schauspiel aus: Mel Gibson ist weder klar der arme Patient, der sich selbst auf eigenartige Weise hilft, noch klar der Verrückte, der sich unentwegt lächerlich macht. Fragen kommen auf: Warum ist Walter depressiv? Wo kommt Porters Hass auf den eigenen Vater her? Was genau macht die beiden Teenager auf unterschiedliche Art so verzweifelt? Was genau verbindet die Beiden, wodurch sie sich derart zueinander hingezogen fühlen? Keine dieser Fragen wird wirklich beantwortet – möglicherweise weil der Fokus immer noch auf Mel Gibson selbst bleiben soll, der sich krampfhaft bemüht, seinen kaputten Ruf und das total versaute Image aufzubessern. Sollte Jodie Foster wirklich nicht gewusst haben, was sie uns mit dem Film sagen und wo sie damit hin wollte– nach Sichtung von Der Biber kann das leider auch nicht erklären werden. Chancen waren genug da, genutzt wurden diese zu fünfzig Prozent nicht – Entsprechend also auch die Wertung.

Regie: Jodie Foster, Drehbuch: Kyle Killen, Darsteller: Jodie Foster, Mel Gibson, Anton Yelchin, Jennifer Lawrence, Riley Thomas Stewart, Zachary Booth, Laufzeit: 91 Minuten, Filmstart: 01.07.2011