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Amplifier – The Octopus

9
Rock

Völliger Verzicht auf Mainstream-Melodien und Songs in ungewöhnlicher Überlange: Das neue und somit dritte Album von Amplifier funktioniert völlig anders. Durch diese Doppel-CD erschließen sich einem neue musikalische Dimensionen.Schon das surreal, schräge Intro auf  „The Octopus“, die Neuerscheinung des britischen Trios Amplifier, lässt erahnen, das was sich hier in den nächsten zwei Stunden folgt, außergewöhnlich sein wird. Intellektueller, progressiver, psychedelischer Postrock? Auf alle Fälle musikalisch aller erste Güte und zugleich sehr lang. Wer staunend mit offenem Mund zurück bleibt, sollte sich diesbezüglich nicht wundern.

Die orchestrale Inszenierung in „Minions Song“ mutet fast schon futuristisch an und erinnert dabei irgendwie an Pink Floyd. Bedrohlich, wild und ungezügelt wird es dann auf Interglacial Spell, eine Nummer mit krass verzerrten Bässen – eine typisch wuchtige Inszenierung von Amplifier. Die wehmütige Wortwiederholung „another dimension“ von Sänger und Gitarrist Sel Balamir auf  „The Wave“ nimmt man als Hörer fast wörtlich. Auf „The Octopus“, der Platte ihren Namen gebenden 5. Nummer, findet das experimentelle Soundbasteln einen Höhepunkt, denn hier verschmelzen mythische Atmosphären mit bedrohlichen Riffs zu einem wahren Rockmonster. Ein Hybrid aus ruhig inszenierten Songabschnitten, die quasi als Botschafter des Unheilvollen fungieren und den nahenden akustischen Ausbruch, das Wüten des Monsters, schon vermuten lassen. Bei den Überlängen der einzelnen Nummern verlässt das Trio zwangsläufig gewöhnliche musikalische Pfade. „The Octopus“ von Amplifier ist ein Album, das geheimnisvoll klingt und sich geradezu ekstatisch aufbläst.

Die Gewissheit, mit der neuen Amplifier-Platte einen musikalischen Koloss vor sich zu haben, manifestiert sich im Laufe der Songs und mit Fortdauer des Konsums von „The Octopus“. Abwechslungsreich arrangierte Nummern formieren sich zu rhythmischen, zum Kopfnicken verleitenden Parts. Ruhiges Gitarrenspiel wechselt sich mit geschickt eingesetzten Synthesizern ab. Hie und da wird auch mal zur Akustikgitarre gegriffen. So klingt ein monumentales Rockalbum.

Amplifier – The Octopus, AmpCorp / Cadiz / Soulfood