Gravity-Rush-©-2012-Sony

Gravity Rush

7
Action-Adventure

Die Verantwortlichen bei SCE Japan Studio sind verrückt geworden: „Gravity Rush“ ist kein Sequel, kein Prequel, kein Klon, kein Zombie-Szenario.  „Gravity Rush“ ist einfach der Versuch eine neue spannende Idee in ein spielbares Erlebnis umzusetzen. Während der langjährigen Entwicklung von der PS3 auf die PS Vita gerutscht, handelt es sich hier also um einen der ersten exklusiven Vita-Titel, der einen genaueren Blick wert sind. Die Idee: Der Spieler bekommt die Fähigkeit, die Richtung der Gravitation zu beeinflussen. Im einen Moment stürzt er in den Himmel, im nächsten läuft er eine Häuserwand entlang. Im Grunde eine Art Superhelden-Setting mit einem Hauch Open World. Gespielt wird als Kat, weiblicher Protagonist ohne Gedächtnis und gestrandet in der surrealen Stadt Hekseville, die vor Katastrophen und Monsterbefall gerettet werden möchte. Gerade am liebevollen Design dieser Welt und seiner Bewohner labt sich das Auge auf dieser ungewöhnlichen Reise.

Kat an sich ist keine Femme Fatale, wie man das aus dem stupiden Videospiel-Alltag gewohnt ist – sie ist mehr bemüht, ihren provisorischen Unterschlupf mit heimeligen Möbeln wohnlicher zu gestalten, als Vorwände zum Monster-Meucheln aufzutreiben; sorgt sich darum, wie ihre Umwelt sie wahrnimmt, hat beinahe menschliche Charakterzüge, was ja auch nicht unbedingt alltäglich ist. Hervorragend wird dies mit besonders stylischen Comic-Cutscenes erzählt, die durch Vita-Rotation einen 3D-Effekt erhalten und ganz vergessen lassen, dass das Budget nicht für richtige Cutscenes gereicht hat.

„Gravity Rush“ kommt mit allen Stärken und Schwächen daher, die man von einer neuen Idee erwarten kann. Auf der einen Seite ist das Gefühl, durch die Gassen von Hekseville zu fallen, ohne Frage neu und unterhaltsam. Auf der anderen Seite ist es den Entwicklern aber nicht gelungen, um diese Mechanik herum ein solides Spielkonzept zu bauen: Die Umgebungen fühlen sich statisch und leblos an, bieten kaum Möglichkeiten zur Interaktion und werden am Ende eigentlich nur dazu verwendet um endlos Kristalle aufzusammeln. Das rollenspielartige Skill-System bietet kaum spürbare Upgrades, die spärlich gesäten Missionen sind einfallslos und unspektakulär. Auch das Kampfsystem ist eine zweischneidige Angelegenheit. Auf der einen Seite tut es gut, Monster auf eine Weise zu bekämpfen, die es so noch nicht gab, auf der anderen Seite fehlt dem Ganzen eindeutig an Finesse.

Am Ende ist es schwierig für „Gravity Rush“ ein Etikett zu finden. Es zeichnet sich durch hervorragende Produktionsqualitäten aus, grafischer Stil und Musik sind vor allem für den Handheld-Bereich exzellent, bietet ein völlig neues Gefühl und geht auch vom Umfang her keine Kompromisse ein. Leider ist es aber auch ein Experiment, das nicht ganz aufgeht, denn keiner der Bestandteile macht es dem Spieler unmöglich, den Handheld wieder zur Seite zu legen. Der ausgehungerte PS Vita Konsument kann aber sicher ein Auge zukneifen.

Plattform: PS Vita (Version getestet), Altersfreigabe (Pegi): 12, Spieler: 1, Erscheinungsdatum: 15.06.2012