Imaginary (c) 2024 LEONINE(2)

Imaginary

4
Horror

Phantasie ist etwas Wunderbares. Sofern man denn welche hat. Im Gegensatz zu Jeff Wadlow. Der Regisseur und Co-Drehbuchautor Blumhouses jüngsten Horror-Sprößlings Imaginary bewies das mit einem miserabel bewerteten Kanon (True Memoires of an International Assassin hält ein 0% Rotten Tomatoes-Rating, was fast wieder eine Leistung ist), in den sich der skurrile Spielzeug-Schocker nahtlos einfügt.

Dabei ist die Kernidee der mit Greg Erb und Jason Oremland verfassten Story um das psychopathische Potenzial imaginärer Freunde keine Schlechte, obwohl unverkennbar geklaut von Lew Lehmanns obskurer Genre-Groteske The Pit. Deren todbringender Teddybär heißt jetzt Chauncey und wird zum gefährlichen neuen Freund der kleinen Alice (Pyper Braun).

Das traumatisierte Mädchen findet den verwaisten Plüschbär im Keller des mit Vater Max (Tom Payne) und ihrer jugendlichen Schwester Taylor (Taegen Burns)  bezogenen Hauses, in dem ihre liebevolle Stiefmutter Jessica (DeWanda Wise) aufwuchs. Doch kurz nach der Rückkehr an ihren „Glücksort“ beobachtet Jessica Alice bei beunruhigenden Spielen, die angeblich Chauncey verlangt.

 

Eine Ambivalenz zwischen rationaler und paranormaler Interpretation zu kreieren interessiert die plumpe Inszenierung noch weniger als unheimliche Atmosphäre. So spaziert eine gesprächige Nachbarin (Betty Buckley) eigens in den Plot, um zu erklären, was das Publikum effektiver selbst ergründen könnte. Zudem sind die Fake-Folklore und das Monster mehr generisch als gruselig.

Dass die schlechte Maske, billige Effekte und Kinderland-Kulissen eine „der Einbildungskraft unzähliger Kinder“ entsprungene Welt abbilden sollen, wirkt da schon aberwitzig. Daran kann auch die überzeugende Leistung DeWanda Wises nichts ändern. Ein paar blutrünstige Szenen weniger und die mit formelhaften Familienwerten überladene Handlung könnte direkt als Monstermärchen für Kinder durchgehen.

Wäre da nicht die fragwürdige Botschaft, die kindliche Vorstellungsgabe buchstäblich dämonisiert und suggeriert, dass erwachsene künstlerische Kreativität die Tür zu grausigen Taten öffnet. Wie gut für Wadlow, dass er keines von beiden besitzt. Da macht man es besser, wie die Zuschauenden des Teasers: Augen zu und die eigene Phantasie einsetzen.

Regie: Jeff Wadlow, Drehbuch: Greg Erb, Jason Oremland, Jeff Wadlow, Darsteller: DeWanda Wise, Tom Payne, Veronica Falcón, Betty Buckley, Alix Angelis, Dane DiLiegro, Matthew Sato, Pyper Braun, Filmlänge: 104 Minuten, Kinostart: 14.03.2024

Imaginary




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