Miller’s Girl
Miller’s Girl ist ein fades Erotikdrama, dem jedes Knistern abgeht.
Die 18-jährige Cairo Sweet (Jenna Ortega) ist belesen und kunstaffin. Sie besucht in ihrer Highschool in Tennessee den Creative Writing Kurs von Jon Miller (Martin Freeman), der von der Versiertheit seiner Schülerin begeistert ist. Es entstehen Spannungen zwischen den beiden, die über das übliche Lehrer/Schülerin-Verhältnis hinaus gehen. Als Miller Cairo animiert eine eigene Kurzgeschichte im Stile ihres Lieblingsautors zu schreiben, setzt er eine ungeahnte und unangenehme Kette an Reaktionen in Gang.
Miller’s Girl ist das Regiedebüt von Jade Halley Bartlett, die damit ihr eigenes Drehbuch verfilmte, das lange auf der Hollywood Blacklist stand, bevor es von den Produzenten Seth Rogen und Evan Goldberg entdeckt und aufgegriffen wurde. Der Film ist der beste Beweis dafür, dass auch diese beiden Masterminds bei der Auswahl ihrer Stoffe wohl doch nicht immer ein goldenes Händchen besitzen.
Miller’s Girl ist ein Erotikthriller ohne Erotik und ohne Thrill. Dafür präsentiert der Film ganz viel prätentiöses Drama und Figuren, die sich andauernd so dämlich verhalten, dass man sie abwatschen möchte. Die beinahe-Lolita Geschichte gefällt sich in aufgeblasenen Diskursen über Literatur und Kunst und verfährt sich schneller als man Ernest Hemingway sagen kann in seichte Gewässer.
Zusätzlich irritierend: Auf diesem Schulgelände sind – bis auf zwei ganz kurze Aufnahmen – immer nur maximal fünf Personen zu sehen. Die Gänge, das Klassenzimmer, das Football-Feld – immer alles leer. Wie als ob die Macher zu geizig waren, noch ein paar Statisten zu engagieren. Miller’s Girl ist die Art Film, die in den 80ern oder 90ern schon eher zu den peinlicheren „Erotik“-Filmen gehört hätte. Wie um alles in der Welt man auf die Idee kommt, dass er in die heutige Zeit passt, ist vollkommen schleierhaft.
Darstellerisch haben wir hier allerdings einen wirklich groß aufspielenden Martin Freeman. Immerhin. Auch Dagmara Domińczyk als Millers Ehefrau gibt eine tolle Performance ab. Jenna Ortega hingegen gibt zwar alles, aber man kauft ihr die intellektuelle Femme Fatale trotzdem zu keiner Sekunde ab. Sorry, Fehlbesetzung. Das Drehbuch ist zu Beginn noch durchaus interessant mit starken Dialogen. Doch spätestens ab der Hälfte wird alles so dämlich, dass man schreien möchte.
Miller’s Girl ist dermaßen schludrig und unbefriedigend auf beinahe allen Ebenen, dass man sich schwer vorstellen kann, wer denn die Zielgruppe dafür gewesen sein könnte. Wem das hier wirklich gefallen könnte. Aber: verschiedene Menschen haben unterschiedliche Vorlieben. Vielleicht ist Miller’s Girl ja doch noch irgendjemandes kink.
Regie und Drehbuch: Jade Halley Bartlett, Darsteller: Martin Freeman, Jenna Ortega, Dagmara Domińczyk, Bashir Salahuddin, Gideon Adlon, Christine Adams, Filmlänge: 93 Minuten, Kinostart: 14.03.2024