The Flash
In den interessanteren Momenten DCs jüngsten Superhelden-Spektakels The Flash wirkt dessen chaotische Chronologie wie eine metatextuelle Metapher für dessen Genesis und die McGuffin-mäßige Motivation des Titelcharakters. Besessen vom Gedanken, den Verlust seiner Mutter (Maribel Verdú) und des zu Unrecht des Mordes an ihr verurteilten Vaters (Ron Livingston) aufzuheben, reist Barry Allen aka The Flash (Ezra Miller) mittels seiner Fähigkeiten in der Zeit zurück, um die Vergangenheit zu „korrigieren“.
Auf dem Rückweg landet er im falschen Paralleluniversum, wo eine ätzendere Version seiner selbst sein geringstes Problem ist. Umso verzweifelter die beiden Barrys versuchen, die zahllosen Zeit- und Realitätsebenen zu ordnen, umso katastrophaler entwickelt sich alles.
Gleiches gilt für Christina Hodsons Drehbuch, das desto verworrener wird, je mehr es sich um Struktur bemüht. Der an eine penetrante Parodie des permanent referenzierten Back to the Future erinnernden Story zum Trotz zeigt Andy Muschiettis Inszenierung durchaus Gespür für atmosphärische Ästhetik, während Miller als neurotischer Nerd geradezu unangenehm authentisch ist.
Doch welche Bedeutung haben Barrys und Anderer traumatische Verluste, wenn sie in unzähligen Alternativrealitäten nie passiert sind? Was das lange verschobene Flash-Feature als tröstende Moral serviert wird, ist die entscheidende Schwäche des konfusen Konstrukts. Das entwickelt sich trotz einer Doppeldosis Hochgeschwindigkeitshelden reichlich schleppend. Was bleibt, sind halbwegs amüsante Cameos.
Regie: Andy Muschietti, Drehbuch: Joby Harold, Christina Hodson, Darsteller: Ben Affleck, Sasha Calle, Michael Keaton, Michael Shannon, Ezra Miller, Antje Traue, Temuera Morrison, Ron Livingston, Filmlänge: 144 Minuten, Kinostart: 16.06.2023