Renfield
Renfield ist die ewige Lachnummer des Dracula-Mythos. Der verrückte Diener von Dracula, der am liebsten Insekten verspeist und ein ganz und gar uncharmantes Wesen ist (im Roman von Bram Stoker zumindest), erhält nun einen Film, der sich ganz um ihn dreht. Dabei werden die Karten ein wenig neu gemischt.
Renfield (Nicolas Hoult) ist nun ein leicht schusseliger Nerd, wie ihn auch Hugh Grant vor 20 Jahren gut hätte spielen können. Wenn Renfield Insekten zu sich nimmt, entwickelt er übermenschliche Kräfte. Die braucht er auch – denn nach einem kleinen Unfall mit dem Sonnenlicht ist sein Herr und Meister Dracula (Nicolas Cage) schwer lädiert. Um wieder zu vollen Kräften zu kommen muss Renfield ihn ernähren. Doch Renfield plagen inzwischen Gewissensbisse. Er ist nicht so sicher, ob dieses Leben noch das richtige für ihn ist. Er sucht Hilfe bei einer Selbsthilfegruppe für toxische Beziehungen. Die Opfer für den Meister sucht er wiederum in der Unterwelt aus, was ihm auch die Aufmerksamkeit der ehrlichen und ehrgeizigen Polizistin Rebecca Quincy (Awkwafina) sowie der Mafia-Familie Lobo einbringt.
Aus dieser gar nicht unoriginellen Prämisse schufen Regisseur Chris McKay und Drehbuchautor Ryan Ridley einen ziemlich mittelmäßigen Brei. Leider. Denn hier wäre wirklich deutlich mehr drinnen gewesen. So verlässt sich der Film über weite Strecken auf seine deftigen Splatter-Action-Einlagen. Da wird mit Gliedmaßen und Gedärm um sich geschmissen wie nix Gutes. Dass dann außerdem ein übermäßiger Einsatz von CGI-Blut zum Tragen kommt (anstatt den guten alten handgemachten Effekten), trübt das ganze Unternehmen zusätzlich. Denn die (handgemachte) Maskenarbeit bei Nicolas Cage ist wiederum 1a.
Auf der Haben-Seite begrüßen uns dafür die bestens aufgelegten Darsteller, die offenbar eine Menge Spaß an der Sache hatten – insbesondere Nicolas Cage als richtig fieser, blutrünstiger Dracula ist ein Hochgenuss. Und dieser Spaß überträgt sich auch aufs Publikum. So haben wir es bei Renfield also mit einer 90-minütigen bunten, lauten, krawalligen Splatter-Komödie zu tun, die zwar kurzweilig unterhält – aber wahrscheinlich auch genauso schnell verdaut, wie konsumiert ist. Dennoch sind wir absolut und unbedingt der Meinung, dass sich der Eintritt ins Kino lohnt. Schon allein der Mut des Studios so einen abgedrehten Schwachsinn ins Kino zu bringen gehört belohnt (Vergleiche Cocaine Bear). Oder wollt ihr etwa nur noch auf alle Zeiten Disney/Marvel/Star Wars sehen? Eben.
Regie: Chris McKay, Drehbuch: Ryan Ridley, Darsteller: Nicholas Hoult, Awkwafina, Nicolas Cage, Ben Schwartz, Shohreh Aghdashloo, Brandon Scott Jones, Adrian Martinez, Filmlänge: 93 Minuten, Kinostart: 25.05.2023