Beau Is Afraid (c) 2023 LEONINE(2)

Beau Is Afraid

6
Drama

Monströse Mutter-Kind-Beziehungen, wie sie die introspektive Irrfahrt des panischen Protagonisten (Joaquin Phoenix) in Beau Is Afraid bestimmen, prägten bereits das diabolische Debüt Ari Asters. Dessen dritter Kinospielfilm verliert sich gemeinsam mit dem traumatisierten Titelcharakter im dramaturgischen Dreieck von Horror, Psychothriller und gehässiger Groteske.

Letzte dominiert die albtraumhafte Atmosphäre einer ödipalen Odyssee, deren Auslöser der Tod Beau Wassermanns auf ökonomischer, sozialer und persönlicher Ebene gleichermaßen einflussreicher Mutter Mona (Patti LuPone) ist. Drei in Stil und Stimmung kontrastierende Kapitel ergründen in eklektischen Episoden Beaus furchtsame Fixierung auf jene Figur. Deren Interpretation reicht von familiärer Fürsorge über psychopathische Projektion bis hin zu kapitalistischer Chiffre und pharmazeutischer Parabel.

 

Die doppelbödige Überhöhung medikamentöser Marktmacht zum materialistischen Mutterbild ist die interessanteste der willkürlichen Wendungen eines Plots, der genau wie der hilflose Hauptcharakter beständig davonläuft. Insbesondere Ästhetik vor narrativen Entwicklungen, die deutlich spannender wirken als die Mommy Issues des Regisseurs und Drehbuchautors.

Beaus leidvoller Weg zu skurrilen Symbolen und aberwitzigen Analogien einer Hass-Liebe, die sein Therapeut (Stephen McKinley Henderson) vorwegnimmt, bleibt ein Umzirkeln der altbackenen Ängste eines alten weißen Mannes, der Frauen seine eigenen Unzulänglichkeiten anhängt. Diese erbärmliche Egomanie demaskieren weder ironische Intermezzi noch das exzellente Schauspiel und Szenenbild. Die Parade mal mehr, mal weniger faszinierender Filmfragmenten reicht nur zur freudianischen Freak-Show.

Regie und Drehbuch: Ari Aster, Darsteller: Joaquin Phoenix, Parker Posey, Amy Ryan, Richard Kind, Zoe Lister-Jones, Nathan Lane, Julia Antonelli, Filmlänge: 179 Minuten, Kinostart: 11.05.2023

Beau Is Afraid