Der kleine Nick erzählt vom Glück
Wer die betulich-bürgerlichen Alltagsabenteuer des Titelhelden mag, ist vermutlich vernarrt in Amandine Fredons und Benjamin Massoubres herzige Hommage Der kleine Nick erzählt vom Glück an den kleinen Cartoon-Jungen und seine Erfinder. Die pittoreske Mischung aus altmodischen Animationen im Stil des Le petit Nicholas-Zeichners Jean-Jacques Sempés, zu dessen Charakteren Comic-Autor René Goscinny die Geschichten schrieb, ist zu gleichen Teilen Kreativ-Biopic des Zeichners und seines geistigen Kindes.
Das löst sich vom Papier, turnt über die Schreibmaschine und erlebt einige der bekanntesten seiner in Sempés Heimatland quasi zum nationalen Kulturgut gehörenden Histörchen. Die liefern die immer gleiche Pointe, meist basierend auf kindlicher Zerstörungslust.
Nick und seine Freunde verwüsten eine Baustelle, Klassenraum oder Esszimmer und die Erwachsenen sind sauer: Amüsement für Leute, denen Veränderung grundsätzlich suspekt ist, die nicht-weiße Menschen nur als exotisierte Klischees und Frauen nur in Fürsorgefunktion ertragen. Eine dezente Diversifizierung der buchstäblichen Bilderbuch-Bourgeoisie vertuscht dergleichen Aspekte, statt sie zu thematisieren.
Mit Tochter Anne Goscinny als Co-Drehbuchautorin und Sprecherin geraten die monografischen Episoden ähnlich bieder, brav und banal. Sempé und Goscinny werden so eindimensional wie ihre Figuren, die ihre sogar in den Nachbarländern ungebrochene Popularität wohl gerade dem konservativen Revisionismus verdanken. Derart naive Nostalgie ist Niedlichkeit für Neo-Konservative.
Regie: Amandine Fredon, Benjamin Massoubre, Drehbuch: Michel Fessler, Anne Goscinny, Benjamin Massoubre, Stimmen (Original): Laurent Lafitte, Alain Chabat, Simon Faliu, Frédérique Tirmont, Claire Dumas, Filmlänge: 82 Minuten, Kinostart: 01.12.2022