Vesper Chronicles (c) 2022 Plaion Pictures(5)

Vesper Chronicles

7
Sci-Fi Drama

Selbst ohne den eine epische Erzählung suggerierenden deutschen Titelzusatz wäre überdeutlich, dass Kristina Buozytes und Bruno Sampers Sience-Fiction-Fabel Vesper Chronicles weniger ein eigenständiges Werk ist als eine Mischung aus Pitch und Pilotfilm. Deren komplexer Kosmos erschließt sich nur bruchstückhaft in der atmosphärischen Ouvertüre, die vor allem der Etablierung der jungen Titelfigur dient.

Als eine der letzten Überlebenden auf einer ökologisch kollabierten Erde, deren Eliten sich in Zitadellen genannte Raumschiff-Refugien verschanzt haben, sucht Vesper (Raffiella Chapman) in den mutierten Wäldern nach Essen und Energiequellen für sich und ihren invaliden Vater Darius (Richard Broke), der sie über eine sprechende Drohne begleitet.

 

Die Reduktion von Special Effekts zugunsten stimmungsvoller Szenenbauten und erhabener Naturkulissen verleiht der Handlung einen rauen Realismus, den Figurendynamik und Charakterisierung vertiefen. Darius’ Bruder Jonas (Eddie Marsan) ist Personifizierung patriarchalischer Perversion, deren aggressive Ausbeutung sich auf menschliche Ressourcen verlagert hat.

Im Kontrast dazu antizipieren Vespers Erforschung der faszinierenden Flora und Verbindung mit der abgestürzten Zitadellen-Bewohnerin Camellia (Rosy McEwen) eine symbiotische Überwindung der militaristischen Hierarchien. Diese feministische Konnotation ist eines der subtilen Elemente, welche die zwischen dystopischer Düsterkeit und märchenhafter Magie mäandernde Episode zu mehr machen als die Summe ihrer überdeutlichen Inspirationen von Tarkovsky und Cronenberg, Moon und Silent Running bis hin zu Mary Shelley.

Regie: Kristina Buozyte, Bruno Samper, Drehbuch: Kristina Buozyte, Bruno Samper, Brian Clark, Darsteller: Raffiella Chapman, Eddie Marsan, Rosy McEwen, Richard Brake, Melanie Gaydos, Edmund Dehn, Filmlänge: 114 Minuten, Kinostart: 06.10.2022

Vesper Chronicles