Noch einmal, June (c) 2022 Happy Entertainment(4)

Noch einmal, June

6
Tragikomödie

Ähnlich wie seine Titelfigur June (Noni Hazlehurst) braucht Regisseur und Drehbuchautor JJ Winlove eine Weile für die Erkenntnis, dass der konventionelle Weg nicht zwangsläufig der Beste ist. So mäandert sein bittersüßes Spielfilmdebüt zwischen vorhersehbarer Situationskomik in vertrauten narrativen Mustern von Sentimentalität und amüsanten Ausbrüchen. Mit einem solchen beginnt die tragikomische Geschichte, deren lichte Farbpalette und Warmherzigkeit die bitteren Untertöne abmildert. Die nach mehreren Schlaganfällen an anterograder Amnesie leidenden June. Sie erwacht nach fünfjährigem Dahindämmern in einer Pflegeeinrichtung plötzlich bei vollem Verstand und will nun nicht nur ihr eigenes Leben anpacken, sondern das ihrer erwachsenen Kinder Ginny (Claudia Karvan) und Devon (Stephen Curry).

 

Die nunmehr Ex-Unternehmerin und der geschiedene Studienabbrecher beobachten mit gemischten Gefühlen, wie ihre Mutter sich wieder in alles einzumischen beginnt. Scheint es zuerst, als käme June gerade rechtzeitig, um beider sozialen Abstieg zu verhindern, muss schließlich die resolute Protagonistin lernen, dass regelkonformer Erfolg das eigene Glück sogar verhindern kann. Mit diesem zeitgemäßen Ansatz berührt die schlichte, doch charmante Story die Verunsicherung einer älteren Generation angesichts unbeständiger Arbeits- und Lebensmodelle. Eingebunden in die melancholische Bilanz einer im Dunkel geistiger Umnachtung verschwindenden Biografie wird Junes absurde Kurzheilung zur Metapher für Akzeptanz und die Erkenntnis, dass Fehler weniger nagen als vertane Chancen.

Regie und Drehbuch: JJ Winlove, Darsteller: Noni Hazlehurst, Claudia Karvan, Stephen Curry, Di Adams, Andy McPhee, Wayne Blair, Peta Carolan, Filmlänge: 99 Minuten, Kinostart: 17.02.2022

Noch einmal, June




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