Licorice Pizza
Licorice Pizza, das neue Werk von Paul Thomas Anderson, ist eine coming-of-age Drama-Komödie, die das Lebensgefühl der 70er Jahre in Hollywood einfangen will.
Gary Valentine (Cooper Hoffman) strotzt nur so vor jugendlichem Selbstbewusstsein. Am Tag des Jahrbuchfototermins seiner High-School, lädt er die 10 Jahre ältere Alana Kane (Alana Haim) zu einem Date ein. Angetan von Garys ungewöhnlichem Charme erscheint sie trotz vorheriger Absage im Lokal. Daraufhin entspinnt sich eine Freundschaft, welche beide kurzerhand nach New York führt, wo Gary einen Auftritt als Schauspieler hat. Zurück in LA und auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten Geld zu verdienen, stoßen die zwei auf eine neuartige Erfindung – dem Wasserbett. Der junge Unternehmer startet zusammen mit Alana ein eigenes Unternehmen. Ihr neuer Job bringt sie von einer ungewöhnlichen Situation in die Nächste.
Genau wie der männliche Protagonist Gary, möchte Licorice Pizza geliebt werden. Paul Thomas Andersons neunter Film bringt eigentlich alles mit, um die Gefühle seines Publikums für sich zu gewinnen. Perfekt gecastete Schauspieler, detailverliebte Bilder, und Musik, die es schafft, das 70er Jahre Hollywood zum Leben zu erwecken. Doch das Endprodukt will nicht so recht klicken.
Angefangen bei der Handlung, die an mehreren Stellen einen Spannungsbogen aufgreift, ihn dann jedoch unbefriedigend abschließt oder gar nicht erst zu einem Ende kommen lässt. Noch bevor man Angst bekommt, dass Gary zu Unrecht ins Gefängnis kommen könnte, wird er bereits wieder frei gelassen. Die gewollt emotionale Szene, bei der sich die jungen Verliebten danach im Arm haben, fühlt sich unverdient an und trägt nicht dazu bei, dass man als Zuseher den Charakteren näherkommt.
Im Vergleich mit Quentin Tarantinos Once Upon a Time in … Hollywood, schafft es Paul Thomas Anderson nicht die Faszination dieser Epoche mit interessanten Geschichten zu beschreiben. Beide Filme versuchen dies durch Episodenhafte Handlungsstränge. Doch wenn bei Tarantino jedes Segment als eigener Kurzfilm für sich stehen könnte, schwanken die Einzelteile von Licorice Pizza zwischen belanglos und vergebenem Potential.
Die Leistung der jungen Schauspieler und Schauspielerinnen, allen voran Cooper Hoffman und Alana Haim, muss man jedoch hervorheben. Die stärksten Szenen sind jene, bei denen ihre Beziehung auf die Probe gestellt oder vertieft wird. Das Zusammenspiel beider könnte nicht authentischer wirken und wiegt einen Teil der erzählerischen Probleme der 133 Minuten auf. Leider bleibt der Fokus nicht durchgehend auf den Beiden, was den Flow des Films bis zum Ende stocken lässt.
Licorice Pizza macht es dem Zuseher schwer ein schlechtes Urteil zu fällen. Ein Regisseur der für Werke wie Magnolia oder There Will Be Blood verantwortlich ist, hat sich jedoch die Messlatte selbst hochgelegt. Sein neuestes Werk schafft den Sprung über die Hürde leider nicht.
Regie und Drehbuch: Paul Thomas Anderson, Darsteller: Alana Haim, Cooper Hoffman, Sean Penn, Tom Waits, Will Angarola, Griff Giacchino, Bradley Cooper, Filmlänge: 133 Minuten, Kinostart: 27.01.2022