Die Leiche der Jane Brown (c) 2022 Cornell Woolrich, Festa Verlag(2)

Die Leiche der Jane Brown

In den 1930ern des 20. Jahrhundert: Der Pilot Penny O’Shaughnessy stürzt mit seiner kleinen Maschine ab. Glück im Unglück, denn in dem verlassenen Waldgebiet steht auch ein umzäuntes Anwesen. O’Shaughnessy sucht dort um Hilfe. Er trifft auf eine bezaubernde junge Dame, Nova. Und auf einen etwas merkwürdigen älteren Herren, den Wissenschaftler Denholt, der sich als Novas Pflegevater vorstellt. O’Shaughnessy hat schnell den Eindruck, dass hier was nicht stimmt und beschließt Nova aus den Händen von Doktor Denholt zu entreißen. Zusammen gelingt ihnen zwar die Flucht, aber Denholt warnt noch: Mit diesem Zug hat O’Shaughnessy Nova zum Tode verurteilt.

Der winzige Einstich schließt sich nicht, wie das bei lebendem Gewebe der Fall gewesen wäre, es bleibt ein sichtbares, winziges dunkles Loch. Er nimmt einen Wattebausch und drückt ihn darauf, damit die Substanz, die er gerade injiziert hat, nicht wieder aus der Wunde tropft. Er zittert am ganzen Körper. Die Sekunden ticken dahin und werden zu Minuten.

Cornell Woolrich gehört zu den größten Autoren der frühen Pulp-Noir-Welle ab den 1920ern. Seine Romane gehören zu den meistverfilmten ihrer Gattung. Als Highlights stechen natürlich die beiden Filme Das Fenster zum Hof von Alfred Hitchcock und Die Braut trug schwarz von François Truffaut hervor, die auf Woolrichs Arbeiten basieren. Dennoch steht er in der Rezeption und Bekanntheit etwas im Schatten großer Kollegen, wie Dashiell Hammett oder Raymond Chandler. Die meisten seiner Bücher sind längst vergriffen ohne Neuauflage. Der Festa Verlag hat soeben mit Die Leiche der Jane Brown eine Novelle Woolrichs als Deutsche Erstveröffentlichung heraus gebracht. Zum Glück für uns Leser!

Ihre Stimme klingt zwischen all den Geräuschen hervor. Gleichmütig, kühl wie ein Grab. „Nun, was denkt ihr? Bin ich Benedettos Kleine? Oder … bin ich niemandes Kleine mehr?“

Die Leiche der Jane Brown ist nicht unbedingt klassische Krimi-Kost. Die makabre Erzählung streift das Horror-Genre nicht nur ein bisschen. Allzu viel verraten sollte man über den Inhalt nicht. Nur soviel: Die atemlose Geschichte setzt auf Nonstop-Action, wechselt die Kontinente vor und zurück und schafft es auf gerade mal 170 Seiten Love-Story, Pulp-Thriller, Grusel und Dramatik perfekt unter einen Hut zu bringen. Wer nur ein bisschen was für die Literatur dieser Ära übrig hat, sollte unbedingt zugreifen. Und wir hoffen, dass es nicht nur bei dieser einen (Neu-)Veröffentlichung von Cornell Woolrich bleibt.

Die Leiche der Jane Brown von Cornell Woolrich, 176 Seiten, erschienen im Festa Verlag.

Die Leiche der Jane Brown