Antebellum
Überzeugender als der sozialkritische Impetus wirken die Karriereambitionen hinter Gerard Bushs und Christopher Renz’ Spielfilmdebüt. Dessen zeitgemäße Botschaft wirkt inmitten von Pathos und Überexposition wie ein Mittel zum Zweck der künstlerischen Verbrämung einer unausgereiften Story. Letzter clevere Grundidee kreiert das Regie- und Drehbuchautoren-Duo, indem es Westworld einen rassistischen Twist verpasst. Aktivistin und Erfolgsautorin Veronica (Janelle Monáe) erwacht in einem grausigen Historienpark, wo sie mit anderen Entführten eines namenlosen Konföderierten-Generals (Eric Lange) und Southern Belle Elizabeth (Jena Mallone) ein Vorkriegs-Sklavendasein im Vorkriegs-Louisiana nachleben muss. Was eine perfekte Schlusspointe abgegeben hätte, verrät allerdings bereits der Zweite der drei Akte.
Dieser dramaturgische Einschub untergräbt nicht nur die Suspense, sondern erklärt neben der Handlung die plakativ illustrierte Moral. Veronica hält buchstäblich einen Publikumsvortrag, dessen Kernzitate bezeichnenderweise von weißen Männern stammen und den parabolischen Gehalt auf individuelle Selbstbehauptung reduzieren. Dass die historischen Traumata der einen für andere eine gute alte Zeit darstellen, erscheint als Ausnahmeverirrung statt als komplexes Gesellschaftsphänomen. Dessen maßgebliche Beeinflussung durch Belletristik und Kino übergeht der Plot, der partiell selbst auf den Unterhaltungswert längst nicht vergangener Schrecken spekuliert. Überzeugendem Schauspiel und Schauwerten zum Trotz bleibt die Ambivalenz einer spekulativen Inszenierung mit dem naiven Resümee, man könne der Vergangenheit siegreich davon galoppieren.
Regie und Drehbuch: Gerard Bush, Christopher Renz, Darsteller: Janelle Monáe, Arabella Landrum, Jena Malone, Eric Lange, Tongayi Chirisa, Achok Majak, Jack Huston, Filmlänge: 109 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 18.12.2020