A Rainy Day in New York
Gewohnt charmant entführt der Liebes-Komödien-Meister Woody Allen das Publikum in das verregnete New York, um ihm seine Liebe zum Big Apple zu zeigen. Seine Liebe verpackt er in Kulturkritik und selbstreferentielle Thematiken. Eine Frage bleibt: Wird es auch das Publikum lieben?
Die Nachwuchs-Journalistin Ashleigh (Elle Fanning) reist mit ihrem Freund Gatsby (Timothée Chalamet) für ein Wochenende nach New York. Gatsby ist gebürtiger New Yorker und kann es kaum erwarten seiner Geliebten die Stadt zu zeigen. Leider verläuft der Trip nicht nach seinen Vorstellungen. Bröckelnde Liebesgeschichten, Star-Schauspieler und Star-Regisseure lassen die geplant entspannte Reise zu einer Odyssee durch das verregnet romantische New York werden.
Woody Allen. Ein Name der vielen Menschen ein Begriff ist. Ein Name, der vielen Filmliebhabern und Filmliebhaberinnen ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Mit seinen großartigen Werken wie Manhattan (1979), Midnight in Paris (2011) oder Annie Hall (1977) konnte er nicht nur die Liebe des Publikums gewinnen, sondern auch drei Mal eine goldene Statue, die auf den Namen Oscar hört. Er gehört zu den ganz großen in der Filmwelt. Nur mit seinem aktuellstem Film A Rainy Day in New York kann er seinem Ruf und seinen Vorgängerwerken nicht ganz gerecht werden. Klar, ist ein Vergleich der Filme untereinander schwer, jedoch ist es auch eine Herausforderung einen einzelnen Film zu bewerten, ohne Bezug zu nehmen auf die unzähligen Selbst-Referenzen, die im Film aufzufinden sind und ihn auch maßgeblich stützen. A Rainy Day in New York ist eine klassische Allen-Liebeskomödie, die in gewohnt schrillen, komischen aber charmanten Tonfall eine kurzweilige Geschichte erzählt.
Die Narration ist relativ vorhersehbar, in manchen Abschnitten verzwickt und in anderen Teilen wiederrum sehr stringent. Ein Film der den Zuseher, die Zuseherin, gleich wie die Hauptfiguren an die Hand nimmt und sie chaotisch durch New York jagt. Das Wort „jagen“ darf hier jedoch nicht missverstanden werden. Allen bringt hier nämlich wie so oft eine sehr entschleunigte Geschichte auf die Leinwand. Nicht nur Dramaturgie, sondern auch die Kamera bleibt sehr ruhig, bewegt sich sehr fließend zwischen Figuren und Szene hindurch. Dies wird durch die Charaktere noch verstärkt, die klassische Archetypen Allens sind. Gatsby, toll gespielt von Timothée Chalamet, und Ashleigh, wunderbar verkörpert durch Elle Fanning sind bekannte, trotzdem liebreizende Figuren. Gustostückerl im Film ist jedoch eine überraschende Selena Gomez, die nicht nur eine klasse schauspielerische Leistung erbringt, sondern die auch in ihren Charaktereigenschaften ganz untypisch Allen ist. Mit viel trockenem Witz und modernem Geist bildet sie das perfekte Gegenstück zu den schrulligen Figuren von Chalamet und Fanning. Grundsätzlich ist die Besetzung ein wahrer Traum. Wer sagt schon nein, wenn Woody anruft.
A Rainy Day in New York ist nicht nur Allens Liebe zu New York im romantischen Porträt, sondern auch ein filmischer Seitenhieb auf eine prätentiöse, versnobte Kulturgesellschaft in NYC, mit der Allen szenenweise aufräumt. Dabei tauchen immer wieder Referenzen auf frühere Werke Allens, Figuren, Sets oder sogar Woody Allen selbst auf. Verpackt wird das alles in einen Feel-Good-Movie der ersten Minute, mit viel trockenem aber gelungenem Humor. Mit einigen Abstrichen in Dramaturgie und Narration, bleibt ein charmanter, lustiger, nasser und wunderschön musikalischer Film.
Regie und Drehbuch: Woody Allen, Darsteller: Elle Fanning, Timothée Chalamet, Selena Gomez, Jude Law, Liev Schreiber, Diego Luna, Filmlänge: 92 Minuten, Filmstart: 05.12.2019, gezeigt auf der Viennale 2019