Ein letzter Job
Klingt doch spannend: ein Heist-Movie mit britischer Alt-Starbesetzung, dessen Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht. Auf den ersten Blick vielversprechend. Jedoch kann man bei James Marshs aktuellstem Versuch einen unterhaltsamen Thriller auf die Leinwand zu bringen wunderbar beobachten, wie eine gute Idee mit Höchstgeschwindigkeit an die Wand gefahren wird.
Brian Reader (Sir Micheal Caine), ein Bankräuber im Ruhestand versammelt eine ungleiche Bande pensionierter Ganoven um sich, um einen letzten, rentablen Job durchzuziehen. Der Plan ist, Hatton Garden, eine Depotverwahrungsstelle in London auszurauben und somit den größten Banküberfall in der Geschichte Englands zu verüben. Das gewagte Unterfangen gelingt der kriminellen Seniorengruppe beinahe problemlos und sie erbeuten rund 200 Millionen Pfund. Als es aber zur gerechten Verteilung des Diebesguts kommt, treibt die Gier die alternden Einbrecher immer weiter auseinander.
Viele Filmliebhaber und Kinobesucher kennen die Erfolgsformel für einen guten und unterhaltsamen Heist-Movie: eine interessante Crew, eine unlösbare Aufgabe, ein waghalsiger genialer Plan, einen nervenaufreibenden Höhepunkt und einer spektakulären Verfolgungsjagd. Auch wenn man alle diese unterschiedlichen Elemente nur oberflächlich anschneidet, erhält man trotzdem einen soliden Thriller. Ein letzter Job jedoch ignoriert alle diese Aspekte komplett, was dazu führt das der Film in gähnender Langeweile dahinvegetiert. Es muss viel falsch laufen, dass man eine wahre, interessante Geschichte, mit einer hochkarätigen britischen Besetzung so schleppend und kontrastarm zu inszenieren vermag. Ein letzter Job ist eine wunderbar passende Metapher für die schauspielerische Leistung der Darsteller, die sich mit einer letzten Darbietung im hohen Alter noch am schnellen Geld versuchen wollen. Den einzelnen Figuren wird keine Hintergrundgeschichte zugeschrieben, die sie nur ansatzweise interessant gestalten würden, stattdessen wirken die Charaktere stumpf, oberflächlich und langweilig.
Hauptproblem des Films ist allerdings das Drehbuch, welches sich anfühlt, als hätte man die Geschichte des „Hatton Garden Burglary“ aus einem englischen Provinz-Boulevard-Blatt abgeschrieben. Jedoch wäre diese bestimmt spannender gewesen, denn es fehlt der gesamte Spannungsbogen, der den Aufbau und den Verlauf des Raubüberfalls leiten sollte. Der Film besitzt keinen Höhepunkt. Außerdem kann sich Ein letzter Job nicht entscheiden, ob er Thriller, Drama oder doch Comedy sein möchte. Herauskommt eine uninteressante Mischung aus unterschiedlichen Szenenabfolgen, merkwürdigen Schnittbildern und einem primitiven Score, der aus der Bibliothek von iMovie zu stammen scheint. Die wenigen Szenen, bei denen die im Hintergrund plätschernde Jazzmusik aussetzt, sind die, in welchen stumpfe Dialoge und die nicht notwendige Gossensprache den Raum erfüllt. Die Banalität und Idiotie von Verbrechen werden in diesem Film als Vorzeigebeispiel behandelt. Es gibt keine Form von Kontrast oder Kritik zur Kriminalität, vielmehr wird ihre Einfachheit glorifiziert. Nicht, dass das noch kein Film vorher gemacht hätte, jedoch selten in solch einer abfertigenden, apathischen Form.
Ein letzter Job ist ein uninspirierter, uninteressanter und stumpfer Heist-Movie, der bestimmt zu den schlechteren seines Genres gezählt werden kann. Er lässt das Potential einer lebhaften Geschichte und einem starken Cast in einer zweistündigen Belanglosigkeit abdriften. Diese zwei Stunden kann man ohne schlechtem Gewissen besser verbringen.
Regie: James Marsh, Drehbuch: Joe Penhall, basierend auf dem Artikel von Mark Seal, Darsteller: Michael Caine, Michael Gambon, Charlie Cox, Jim Broadbent, Ray Winstone, Tom Courtenay, Paul Whitehouse, Filmlänge: 108 Minuten, Filmstart: 26.04.2019