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Creed – Rocky’s Legacy

7
Drama

Rocky ist zurück, das Kämpfen überlässt der „Italienische Hengst“ jetzt aber einem Jüngeren. Creed – Rocky’s Legacy ist der erste Film der Rocky-Saga, der nicht aus Stallones Feder stammt. Trotzdem gelingt Regisseur Ryan Coogler eine würdige Fortsetzung der Serie.

Das Waisenkind Adonis Johnson (Michael B. Jordan) hat schon mehrere Pflegefamilien und Aufenthalte im Jugendknast hinter sich, trotzdem kann er das Kämpfen einfach nicht lassen. Eines Tages kommt ihm im Gefängnis eine Frau besuchen und erzählt ihm, dass er der Sohn der Boxlegende Apollo Creed (Carl Weathers), ihres verstorbenen Ehemanns, sei. Mary Anne Creed (Phylicia Rashad) nimmt Adonis auf und erzieht ihn als ihren eigenen Sohn. Ein sicherer Bürojob ist aber nichts für den jungen Creed. Deshalb schmeißt er alles hin und zieht von Los Angeles nach Philadelphia, um sich dort vom früheren Gegner und späteren Freund seines Vaters, Rocky Balboa (Sylvester Stallone), trainieren zu lassen.

Creed – Rocky’s Legacy erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der einerseits durch das Vermächtnis seines berühmten Vaters schwer belastet wird, aber andererseits trotzdem in dessen Fußstapfen treten möchte. Adonis Johnson möchte sich seinen Erfolg selbst erkämpfen und nicht als das verwöhnte Söhnchen eines berühmten Boxers gesehen werden. Regisseur Ryan Coogler erzählt somit in Creed – Rocky’s Legacy die Geschichte des ersten Rocky-Films auf gewisse Weise noch einmal neu – die Geschichte eines No-Name-Boxers, der sich seinen Weg nach oben erst schwer erkämpfen muss.

Der Film braucht jedoch einige Zeit, um Fahrt aufzunehmen. Erst in der zweiten Hälfte wird es richtig packend und reißt auch all diejenigen mit, die für Boxsport nur wenig übrig haben. Bis Adonis endlich zum ersten Mal tatsächlich in den Ring steigt vergeht sehr viel Zeit, die hauptsächlich mit jeder Menge, teilweise pathosgeladenen Dialogen überbrückt wird. Sobald der junge Creed in Rocky seinen Mentor gefunden hat und die für die Rocky-Reihe typischen Trainingsszenen beginnen, wird der Film interessant. Adonis steigt in Creed – Rocky’s Legacy zwar nur zwei Mal in richtigen Profikämpfen in den Ring, diese beiden Kämpfe sind dafür aber perfekt inszeniert. Eine spannende Montage und eine mitreißende Kameraführung vermitteln den Eindruck, als würde man selbst mit im Ring stehen.

Auch Sylvester Stallone trägt zum Gelingen des Films einiges bei. Zweifelsohne liefert er eine seiner besten Performances ab. Er porträtiert den einstigen Boxmeister als einen alternden Mann, der mittlerweile vorwiegend mit seiner Gesundheit zu kämpfen hat. Doch in diese Rolle fügt sich Stallone sehr gut ein und auch der Part als Mentor eines jungen Nachwuchstalents, das genauso engagiert und motiviert für seinen Traum kämpft wie einst er selbst, steht im gut zu Gesicht.

Natürlich dürfen auch die, durch die Rocky-Filme berühmt gewordenen Stiegen zum Philadelphia Museum of Art in Creed – Rocky’s Legacy nicht fehlen. Doch anstatt sie ihm Laufschritt zu erklimmen, nimmt der gealterte Rocky Balboa unterstützt von seinem jungen Nachfolger eine Stufe nach der anderen und sorgt damit für einen der emotionalsten Momente des Films. Einerseits ein würdiger Abschluss von Rocky Balboas Geschichte, andererseits ein potenzieller Neuanfang für den jungen, hungrigen Boxer Adonis Creed. Vielleicht nicht der genialste Anfang einer neuen Filmreihe (diese Ehre gebührt Mad Max: Fury Road), aber dennoch um Längen besser als andere Boxerdramen (siehe: Southpaw).

Regie: Ryan Coogler, Drehbuch: Ryan Coogler, Aaron Covington, Darsteller: Sylvester Stallone, Michael B. Jordan, Tessa Thompson, Phylicia Rashad, Filmlänge: 133 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 05.05.2016